Der Mann ist das, was abbildet, die Frau ist das, was abgebildet ist. Jedes Kunstwerk zeichnet sich durch große,
überschäumende Kraft und Potenz aus. Ein Kunstwerk darf nie gebrochen, neurotisch oder effemiert sein.
Der Mann hat die Potenz, die Frau die Feminität. Außerdem hat jede Frau einen Körper, was die Männer nicht haben.
Daher ist es am besten, wenn die Frau zu Haushalt und Mutterschaft zurückkehrt, von wo sie kürzlich aufgebrochen ist.
Wenn sie nämlich nicht zurückkehrt, sondern draußen bleibt, setzt der Prozeß ihrer Entweiblichung, Entsinnlichung und Verhäßlichung,
kurz der der Verlust des genannten Körpers ein.
aus: Elfriede Jelinek: Von Natur aus sind...
In: Volksstimme, 11.11.1977.
Über den
Körper
der Frau und die klischeehaften Gegensätze zwischen
Mann
und Frau u.a. im Hinblick auf Kunst; intertextuelle Bezüge zu ihren Kurzprosatexten
Bild und Frau
(1984) und
Die Frau und K.
(1995); die Fassung von 1977 war die Grundlage für ihre Stellungnahme beim Literatursymposium des steirischen herbstes 1977.