Was zu fürchten vorgegeben wird, ist eine sogenannte Überfremdung. Ich sage vorgegeben, weil ich nicht glaube, daß die Porschefahrer und Großgrundbesitzer,
die Papierbarone und smarten Werbefritzen wirklich etwas wie Überfremdung fürchten. Da sie sehr genau wissen, wer sie sind, können sie das Andere
nicht wirklich fürchten.
>Doch sie kennen ihre Grenzen nicht, denn sie halten sich für die Größten – vielleicht ahnen sie nur, wozu sie fähig sind,
und was immer es ist, es scheint ihnen große Freude zu machen, denn es ist, das bleuen sie ihrem Anhang ein, gegen ein Anderes gerichtet.
SIE SIND JETZT DRAN. Es macht immer Spaß, jemand zu bekämpfen, so lange, bis Verbrechen aus Normalität möglich werden,
denn als normal sieht man nur sich selbst und seinesgleichen. Der Papierbaron geht zur Baronin in den Salon und bricht ein paar Lanzen ab für die armen Leute,
von denen die unter den Kristallustern keine Ahnung haben. Soviele andere, die sich nicht kennen, hängen ihnen an: Da ist nichts, was eine Gefahr wäre für sie,
denn ihre Führer fürchten sich ja auch nicht. Sie sind jetzt dran!
aus: Elfriede Jelinek: „ Terror der Normalität“ .
In: Format, 15.11.1999.
Rede bei der
Demonstration
Keine Koalition mit dem Rassismus am 12.11.1999 (
Rassismus
); die Demonstration war eine Reaktion auf die Nationalratswahl vom 3.10.1999 und den Erfolg der FPÖ (
Freiheitliche Partei Österreichs
). Die FPÖ schüre, vor allem im Wahlkampf, den Hass auf Fremde (
Fremdenfeindlichkeit
), indem sie vorgebe, dass eine Überfremdung zu fürchten sei. Die Partei grenze alles aus, was anders sei. Diese Hetze werde dazu führen, dass Terror wieder zur Normalität wird.