Rechnitz

Hörspielfassung

Hörspielfassung von Jelineks Theatertext

Rech­nitz (Der Wür­ge­en­gel) (2008)

Produktion

Erstsendung

  • 29.5.2011

Dauer: 55 min 57 sec

 

Le­on­hard Kop­pel­mann

s Hörspiel-Bearbeitung ist in 24 Folgen unterteilt und weist größere Eingriffe in die Struktur des Theatertextes sowie starke Kürzungen auf. Das Hörspiel wird von einem Sprecher eingeleitet. In dieser Einleitung werden die historischen Ereignisse – das Massaker an 180 jüdischen Zwangsarbeitern (

An­ti­se­mi­tis­mus

,

Ge­walt

) in der Nacht vom 24. auf den 25.3.1945 (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

,

Ös­ter­reich

,

Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung

) in Rechnitz sowie die Suche nach dem Grab der Ermordeten – zusammengefasst.

Der eigentliche Text wird von einer Sprecherin vorgetragen. Er wird an mehreren Stellen durch elektronisch verzerrte Einspielungen von

T. S. Eli­ot

s Gedicht The Hollow Men und dem dialogischen Schlussteil von Jelineks Theatertext unterbrochen. Diese Einschübe werden durch Musikeinlagen (Motive aus

Carl Ma­ria von We­ber

s Freischütz ) bzw. Geräusche (z.B. Tippgeräusche) vom Haupttext getrennt. Jelinek spricht in Folge 11 eine kurze Passage des Textes.

 

Leonhard Koppelmann: Die veränderte Grundsituation, den Text in ein Studio zu transportieren, regte an, ihn noch einmal neu zu lesen und zu hören. Dabei ist uns aufgefallen, dass es auch eine mediale Ebene gibt, die eine große Rolle spielt und die auf das institutionelle Verarbeiten von Vergangenheit verweist. Als Beispiel will ich den Satz „Sie hörten gerade unsere tägliche Sendung über die Banalität des Bösen“ nennen. Die Überschrift Banalität des Bösen ist mittlerweile nur noch eine leere Überschrift, da ihr Hintergrund schon lange verlorengegangen ist. Die tägliche Sendung verweist darauf, dass es ein ritualisiertes Prinzip ist, das uns immer wieder begegnet. [...] Das Darüber-Reden bedeutet noch nicht, es zu verstehen. Die Ritualisierung hängt mit dem Verschweigen zusammen, da sie zu einer Entwirklichung führt. Dadurch, dass man das Sprechen über den Nationalsozialismus bzw. das Gedenken nur als Vorgang begreift, verliert es das, um das es geht: Das Singuläre, Unaussprechliche und Wahnsinnige dieser Zeit in einen Bewältigungszusammenhang zu bringen.

Auch das ist in diesem Text eingewoben, es kommt an unzähligen Stellen vor. Es ist uns erst im Studio aufgefallen, dass diese mediale Konnotation eine bedeutende Rolle innerhalb des Stückes spielt, und das hat den Anlass gegeben, dieses Stück unter diesem Aspekt noch einmal neu zu strukturieren und es noch einmal neu zu lesen.

aus: Herbert Kapfer: Rechnitz als Hörspiel. Leo Koppelmann (Regisseur) im Gespräch mit Herbert Kapfer. BR 2, 27.5.2011.

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