2004 Literaturnobelpreis

Nobelpreisurkunde

 

dotiert mit 10 Millionen Kronen

Verleihung am 10.12.2004 im

Stock­hol­mer Kon­zert­haus

Jelinek, die nicht anwesend war, las ihre

Dan­kes­re­de

per Videoeinspielung

Abdrucke der Laudatio:

Sekundärliteratur

  • Jan­ke, Pia

    :

    Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek.

    Wien

    :

    Prae­sens Ver­lag

    2005

    (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 1)

    .

    Die Buchpublikation gibt einen Überblick über Begründung, Zuerkennung, Bekanntgabe, Verleihung und Übergabe des Nobelpreises an Jelinek, bibliographiert in kommentierter Form die internationale Berichterstattung, die Reaktionen, Kommentare, Statements, Interviews (mit und über Jelinek), Leserbriefe, Essays und künstlerischen Beiträge (Dramolette, Kabarett, Song und Sonderbriefmarke) und verzeichnet die wichtigsten Veranstaltungen, Ausstellungen und Sendungen in Radio und Fernsehen aus Anlass des Nobelpreises.

    Weiters enthält das Buch Jelineks Nobelvorlesung sowie eine Dokumentation der Abdrucke und Reaktionen, Engdahls Laudatio und weitere essayistische Texte Jelineks aus Anlass des Nobelpreises.

  • May­er, Hans

    :

    Kleine Geschichte der Zuerkennung des Nobelpreises an Elfriede Jelinek. In:

    Je­li­nek, El­frie­de

    :

    Die Klavierspielerin. Nobelpreis für Literatur 2004.

    Ber­lin

    :

    Co­ron

    2005

    (= Nobelpreis für Literatur 99), S. 9-17

    DN

    .

 

Wenn man Elfriede Jelinek liest, staunt man als erstes über die eigentümliche, durchmischte Stimme, die aus ihren Texten spricht. Ihre Verfasserin ist überall und nirgends, steht nicht hinter dem, was sie sagt, aber sie überlässt die Macht auch nicht ihren erdichteten Gestalten, so dass sie die Illusion hervorrufen könnten, sie existierten außerhalb ihrer Sprache. Es gibt einzig und allein diesen Strom von gesättigten Sätzen, die anscheinend unter großem Druck zusammengefügt sind und keinen Platz für Augenblicke der Entspannung haben.

Elfriede Jelinek öffnet ihr Werk mit Absicht den Klischees, die Medien, Reklame und Populärkultur, das kollektive Unterbewusstsein unserer Zeit füllen. Sie manipuliert die Kodierung der Heftchenliteratur, der Serien, der Fernsehseifenopern, der Pornographie und des Heimatromans, so dass der Wahnwitz durchscheint, der diesen scheinbar harmlosen Konsumphänomenen innewohnt. Sie ahmt die Vorurteile nach, die zu hegen wir nie zugeben würden, und fängt hinter der gesunden Vernunft ein giftiges Gemurmel ohne Ursprung und Adressaten ein, die Stimme der Masse. Sie hat gesagt, dass sie die Sprache abklopft, um die verborgene Ideologie abzuhören, so wie ein Arzt die Brust eines Patienten. Vollter Bestürzung merken wir, wie Klassenunterdrückung, Sexismus, Chauvinismus und Geschichtsverfälschung in der täglichen Rede widerhallen. Der Sport ist plötzlich verdächtig: militärischer Drill, uniformähnliche Kleidung, der Kult des Starken und des Siegers. Die Natur: eine politische Falle. Die österreichische Alpenlandschaft ist das perfekte Dekorum für ihre Zerstörung des Idylls.

aus:
Horace Engdahls Laudatio auf Elfriede Jelinek im Rahmen der Nobelpreisverleihung in Stockholm. In: Janke, Pia: Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. Wien: Praesens Verlag 2005 (=DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 1), S. 2553-254.

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