Ikarus

Programmheft zur Uraufführung am Festspielhaus St. Pölten, 2006

Komposition

Komposition / Bruitage |

Jo­sef Klam­mer

(2006)

Abdrucke

Erstdruck:

Weitere Veröffentlichung:

Aufführungen

Weitere Inszenierung (als Sprechtext):

 

Jelinek schrieb den Text Ikarus. Ein höheres Wesen für die Choreographin

Vio­lan­ta de Rau­li­no

. Das Ballett wurde 2006 in der von

Bernd Ro­ger Bie­nert

kuratierten Reihe Österreich tanzt des Festspielhauses St. Pölten uraufgeführt. Anregungen für Jelineks Text waren Familiengeschichten

de Rau­li­nos

über ihren Stiefgroßvater, den im

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

tätigen Flugzeugkonstrukteur

Wil­ly Mes­ser­schmitt

. Der Text, ohne Aufteilung auf SprecherInnen verfasst, ist eine weitere Auseinandersetzung der Autorin mit der Dialektik von

Na­tur

und

Tech­nik

wie auch mit der Selbstgewissheit und Hybris junger Männer (

Mann

), die sich im

Krieg

in die Lüfte erheben und abstürzen.

Das Hörspiel

Ika­rus, ein hö­he­res We­sen

von

Jo­sef Klam­mer

entstand auf der Grundlage von Jelineks Text zu einer Zeit, in der die Realisierung als Tanztheater noch ungeklärt war. Für das Tanztheater bearbeitete und erweiterte

Jo­sef Klam­mer

seine Hörspiel-Komposition / -Bruitage mit Jelineks Stimme. Die Uraufführung im Festspielhaus St. Pölten war die Kurzversion einer ursprünglich geplanten größeren Produktion.

 

E. Jelineks Text „Ikarus. Ein höheres Wesen“ vergegenwärtigt uns die Zwiespältigkeit und auch die Widersprüchlichkeit, in die der Mensch als ein Wesen gestellt ist, das zwar die Möglichkeit besitzt, an der metaphysischen Welt teil zu haben, aber die Fesseln der physischen Gebundenheit nicht abstreifen kann.

An diesem Moment kommt die Technik ins Spiel, die – um mit Peter Sloterdijk zu sprechen – da beginnt, wo der Mensch begonnen hat, das Wünschen zu lernen.

Ich denke, am Thema Fliegen kann man diesen Problemkreis, in dem sich der Mensch schon seit Urzeiten bewegt, am deutlichsten festmachen.

Bei Ikarus geht es auch um Ungehorsam, d.h. den Anspruch auf Selbsterfahrung – und die kann man bekanntlicherweise nur dann machen, wenn man an Grenzen stößt.

Es geht ebenso um das Verlassen der Geburtsstätte (Geia – Erde – Labyrinth) – um das Entrinnen aus dem Labyrinth, welches im Mythos für die Unergründlichkeit des weiblichen Prinzips steht.

Daedalus, der Vater, der geniale Erfinder und Erbauer des Labyrinths, kennt dessen Prinzipien… und kommt heil an. Er setzt seine Reise mit dem Schiff fort.

1. Selbsterfahrung – Selbsterfindung

2. Vater: Baumeister, Ingenieur, Lehrer

Sohn: unerfahren, ungehorsam, leidenschaftlich

3. Verweigerung von Verantwortung

4. Zweifel am Gelingen gegenüber überheblicher Selbstüberzeugung

5. Selbstherstellung

6. Wut auf die Elemente, daß sie nicht so wollen wie er

„Überall die blöden Federn“

7. Opfer – Täter

Violanta de Raulino: Ikarus. Originalbeitrag.

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