Wolken.Heim.
Uraufführung am Schauspiel Bonn, 1988. Foto: Stefan Odry
Uraufführung am Schauspiel Bonn, 1988. Foto: Stefan Odry
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim. In: Programmheft des Schauspiel Bonn zu Elfriede Jelineks
1988
.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim.
Köln
:
Nyssen & Bansemer
1989
.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim.
Göttingen
:
Steidl
1990
(= Ränder 1)
.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim.
Göttingen
:
Steidl
1993
(= Typographische Bibliothek 1)
.
Auflage 1.500.
Diese Buchausgabe interpretiert den Theatertext mittels einer „typographischen Inszenierung“ (Buchgestaltung:
Klaus Detjen
), die auch den Vortrag der Schauspielerin
Barbara Nüsse
einbezieht. Eine CD, auf der
Nüsse
Wolken.Heim. liest, liegt dem Buch bei. Der abgebildete Text entspricht der Fassung der Lesung
Nüsses
, die im Frühjahr 1990 am Düsseldorfer Schauspielhaus entstand (künstlerische Mitarbeit:
Joachim Lux
). Am 11.11.1990 wurde diese Lesung auf der Studiobühne des Deutschen Theaters in Göttingen für die CD aufgezeichnet. Die CD wurde auch für Jelineks Computerinstallation
"Trigger your text“ – „Wolken. Heim“ (1993)
verwendet.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim.
Stuttgart
:
Reclam
2000
(= UB 18074)
.
Auflage 12.000.
darin:
Jelinek, Elfriede: Wolken.Heim. S. 9-36.
N. N.: Bio-bibliographische Notiz. S. 37-39.
Polt-Heinzl, Evelyne: Nachwort. S. 40-63.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim. In: SB Neue Theaterstücke.
1997
, S. 135-158
DN
.
Jelinek, Elfriede
:
Aus: WOLKEN.HEIM.
Teilabdruck
In: Reclams Literaturkalender 52 (
2006
), S. 96-99
.
Jelinek, Elfriede
:
Wolken.Heim.
Reinbek
:
Rowohlt
2014
.
Mit dem Zusatztext Und dann nach Hause .
Jelinek, Elfriede
:
Und dann nach Hause. In: manuskripte 166 (
2004
), S. 28-33
.
Programmheft des Berliner Ensembles zu Elfriede Jelineks
Wolken.Heim. Und dann nach Hause
2005
(zusammen mit Wolken.Heim. )
.
UA | 21.9.1988
, I:
Hans Hoffer
17.4.1990
Villa Gillet
, Lyon
, I:
Anne Dimitriadis
, Ü:
Yasmin Hoffmann
,
Maryvonne Litaize
10.11.1990
, I:
Thirza Bruncken
13.12.1990
, I:
Wolf Seesemann
5.4.1993
, I:
Michael Wallner
23.10.1993
, I:
Jossi Wieler
Premiere der Inszenierung an den Münchner Kammerspielen: 13.2.2002
Erstsendung der Fernsehfassung der Aufführung: Arte (im Rahmen des Themenabends
Gegengift. Ein Theaterabend mit Elfriede Jelinek
), 15.7.1997; Fernsehregie: , I:
Klaus Bertram
Online-Stream:
Jelineks Essay
Die Leere öffnen (für, über Jossi Wieler) (2006)
17.1.1994
, I:
Dieter Sudars
28.4.1994
Theater Phönix
, Linz
, I:
Georg Schmiedleitner
Jelineks Essay
Linz (1994)
2.7.1994
Ateliertheater
Rostock
, I:
Werner Mink
10.10.1994
, I:
Eva Brenner
12.12.1997
, I:
Stefan Nolte
28.5.1998
Prinzregententheater
, München
, I:
Crescentia Dünßer
13.3.1999
, I:
Eva Brenner
(auf Deutsch und Slowenisch)
, Ü:
Marija Smolić
2.3.2005
, I:
Claus Peymann
Ergänzt um den Epilog Und dann nach Hause, der im Rahmen dieser Inszenierung uraufgeführt wurde.
24.4.2005
Stadthalle Mülheim
(im Rahmen der 30.
Mülheimer Theatertage
NRW), in Koproduktion mit
dramagraz
und dem
Kulturzentrum bei den Minoriten
, Graz
, I:
Ernst M. Binder
Ergänzt um den Epilog Und dann nach Hause; Premiere der überarbeiteten Fassung: 16.1.2006 Dom im Berg, Graz (Titel: Und dann nach Hause).
19.5.2006
Sala Polifunzionale
, Teramo
, I:
Maria Inversi
, Ü:
Luigi Reitani
zu sehen auf:
1.3.2007
Port B
, Tokyo
, I:
Akira Takayama
, Ü:
Tatsuki Hayashi
1.10.2010
, I:
Dieter Boyer
8.9.2011
Kamome Machine
, Wakayama Museum, Tokyo
, I:
Yuta Hagiwara
, Ü:
Tatsuki Hayashi
21.11.2012
, I:
Nobusuke Kashima
, Ü:
Tatsuki Hayashi
19.6.2013
, I:
Franziska Gramss
23.10.2014
, I:
Chiara Guidi
, Ü:
Luigi Reitani
1.3.2015
, I:
Bernd Freytag
,
Mark Polscher
16.11.2017
, I:
Enrico Lübbe
16.2.2019
, I:
Jasmin Sarah Zamani
30.3.2019
, I:
Matthias Rippert
24.5.2019
, I:
Friederike Heller
29.11.2019
, I:
Martin Laberenz
1994 wurde
Jossi Wielers
Inszenierung von der Zeitschrift
Theater heute
zur „Inszenierung des Jahres“ gewählt.
1995 erhielt
Wielers
Inszenierung den 1. Preis des Theater-Festivals KONTAKT 95 in Torun, Polen (anlässlich eines Gastspiels der Inszenierung beim Festival am 27. und 28.5.1995).
Jelineks Text für Patricia Jüngers Komposition
Heller Schein! (1989)
Jelineks Essay
Fischzug im Trüben (Eine Anmerkung zu Schwarzwasser) (2020)
Jelineks Computerinstallation
„Trigger your text“ – „Wolken. Heim“ (1993)
Burkhard Stangls Komposition
WOLKEN.HEIM. (1989, 1992, 1997, 2009)
Peer Rabens Hörspielbearbeitung
Wolken.Heim (1992)
Elfriede Jelinek: Eigentlich ist es ein Theatertext, geschrieben ein Jahr bevor die Rede war von Maueröffnung und Wiedervereinigung und „Wir sind ein Volk“.
Was mich daran verblüfft hat, ist der Umstand, dass das Deutsche jetzt, zum Erscheinungsdatum
des Buches, plötzlich eine so beängstigende Aktualität bekommt.
Ich hatte mich immer schon beschäftigt mit dem Deutschen, und zwar – das klingt
jetzt etwas absurd – aus einer völligen Fremdheit heraus, auch zugegebenermassen
aus einer Fremdheit und Faszination heraus. [...] wollte mir eigentlich einmal über
diese Faszination klar werden, indem ich das Deutsche oder einige seiner typischen
Repräsentanten selbst habe sprechen lassen. Die Sprache selbst spricht ja auch nicht
nur aus dem Mund dessen, der sie spricht, sie hat ein Eigenleben und spricht auch
ihren Sprecher. Walter Vogl:Wovon haben Sie sich denn bei der Auswahl der von Ihnen verwendeten
Texte leiten lassen? Wie haben Sie so verschiedene Autoren wie Kleist und die RAF miteinander
verknüpft?
Rhythmusgeber ist Hölderlin. Das ist derjenige, der den Sprachrhythmus, den Takt
liefert, also das mächtige Metronom, das das Ganze immer wieder antreibt. Der
deutsche Idealismus wäre ohne Hölderlin nicht möglich gewesen, gleichzeitig hat
er ihn auch überwunden – also sozusagen der Triumph der Dichtung über die Philosophie
– und deswegen ist er derjenige, der den Pulsschlag für diesen Text angibt.
Und dann kommen noch einige wuchtige Deutsche – natürlich Idealismus: Hegel
und Fichte –, Kleist, ausschliesslich aus den Dramen, nicht aus der Prosa, natürlich
Heidegger und die Briefe der RAF als eine Fortsetzung des deutschen Idealismus
mit anderen Mitteln. Die paar Stellen, die ich gefunden habe in den RAF-Briefen haben
ein erstaunliches, fast hymnisches Sendungsbewusstsein, das sich durchaus mit
Hölderlin und auch mit dem Ernst und der Schwere Heideggers in Übereinstimmung
bringen lässt. Entscheidend ist aber, dass ich diese Texte ja zum Teil auch manipuliert
habe, zwar nicht sinngemäss verändert, aber mit winzigen Veränderungen
eigentlich meiner Sprache angepasst und eine Art Amalgamierung vorgenommen
habe. Das hat eine erstaunlich homogene Textfläche ergeben, was ich mir vorher
selbst nicht vorstellen konnte, die man aber nie lesen kann ohne diesen Raster der
deutschen Geschichte, den man ja in seinem Gehirn hat.
Der Theatertext entstand 1987 als Auftragswerk für das Schauspiel Bonn anlässlich des 110. Geburtstags von
Heinrich von Kleist
im Rahmen des Zyklus Wir Deutschen . Der Titel Wolken.Heim. assoziiert Wolkenkuckucksheim, die Luftstadt, die in
Aristophanes
’ Komödie Die Vögel gegründet wird. Die Schreibweise des Titels ist unterschiedlich (mit/ohne Abstände zwischen den Wörtern, mit/ohne Punkte), Wolken.Heim. ist die von Jelinek autorisierte Schreibweise.
Wolken.Heim. ist ein durch Leerzeilen gegliederter Theatertext, der nicht auf Figuren aufgeteilt ist und keine Angaben zu Zeit und Ort hat. Ein nicht näher bezeichnetes Wir spricht. Über ihre Quellen hat Jelinek dem Text Folgendes nachgestellt:
„Die verwendeten Texte sind unter anderem von:
Hölderlin
,
Hegel
,
Heidegger
,
Fichte
,
Kleist
und aus den Briefen der RAF von 1973-1977“
Dem Text vorangestellt hat Jelinek eine Danksagung:
„
Dank an
Leonhard Schmeiser
(‚Das Gedächtnis des Bodens‘) und
Daniel Eckert
.
“
Die in den Reden des Wir verarbeiteten Intertexte aus der deutschen Literatur und
Philosophie
des 19. und 20. Jahrhunderts (u.a.
Hegels
Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte sowie Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften ,
Fichtes
Rede an die deutsche Nation ,
Heideggers
Rektoratsrede Die Selbstbehauptung der deutschen Universität aus dem Jahr 1933, Gedichte
Hölderlins
und Texte von
Kleist
), die mit den Kassibern der RAF-Gefangenen verschränkt werden, kreisen um Deutschtum (
Deutschland
),
Heimat
und die „anderen“, die aus der Wir-Gemeinschaft ausgegrenzt werden. Ausgehend von der Philosophie des deutschen Idealismus und seinen Fortsetzungen untersucht der Text die Ursachen von
Nationalismus
,
Gewalt
(
Nationalsozialismus
,
Rote-Armee-Fraktion
,
Terrorismus
),
Fremdenfeindlichkeit
,
Rassismus
und Ausgrenzung im Deutschland des 20. Jahrhunderts.
Für die Inszenierung am Wiener Volkstheater 1993 verfasste Jelinek einen Nachtrag mit dem Titel
An den, den’s angeht (1993)
, der von ihr für eine Vorrede für die Volkstheater-Lesung von Wolken.Heim. am 26.10.1999, dem österreichischen Nationalfeiertag, unter dem Titel
Vom Volksbegehren zum Volk der Wahl
minimal überarbeitet wurde.
Einen weiteren Zusatztext verfasste die Autorin für eine
Wolken.Heim. -Inszenierung
von
Claus Peymann
2005 am
Berliner Ensemble
. Unter dem Eindruck der Streiks im Opel-Werk in Bochum 2004 ergänzte sie Wolken.Heim. um einen Epilog mit dem Titel Und dann nach Hause . Dieser Text nimmt Bezug auf aktuelle Themen wie Arbeitslosigkeit,
Globalisierung
, Konzerninteressen (
Kapitalismus
) und die
Gewalt
Jugendlicher in Deutschland. Bei Und dann nach Hause handelt es sich um die überarbeitete Fassung des Nachtrags An den, den’s angeht (1993).
Im Theatertext
Schwarzwasser (2020)
griff Jelinek den Zusatztext
Und dann nach Hause
auf und arbeitete ihn in den Mittelteil So, und jetzt aber wirklich! Egal, wer das sagt ein.