gaby: ich heiße gaby. eben bin ich in meiner winzigen garçonnière. mein nußbraunes haar glänzt rötlich in der sonne. es reicht mir gewellt bis zu den schultern.
ich habe einen schlanken fast knabenhaften körper. vielleicht etwas zu schlank und knabenhaft. aber viele finden mich apart. ich glaube nicht daß ich besonders attraktiv bin etwas zu
schlank und knabenhaft vielleicht. aber vielen leuten gefällt das angeblich. auch meine schönen fast schwarzen augen sind vielleicht etwas zu schwarz und dunkel. meine kleine wohnung
ist klein aber schick. mit vielen posters. ich bin verkäuferin. ich arbeite in der teenagerabteilung eines großen kaufhauses.
(kaufhausgeräusche.)
freundin: der beobachtet dich schon die ganze zeit gaby.
gaby: aber nein. das bildest du dir ein. blödsinn. was soll der an mir schon interessantes beobachten?
freundin: doch gaby. er schaut die ganze zeit her. dreh dich nicht um!
gaby: dann schaut er eben die kleider an.
freundin: kleider schaut man nicht so an. er schaut dich an gaby! er schaut dich an als ob der blitz in ihn eingeschlagen hätte.
markus: ich fühle mich als ob der blitz in mich eingeschlagen hätte. immer wieder muß ich dieses mädchen anschauen. entschuldigen sie fräulein. ich suche ein kleid für ein junges mädchen.
freundin: diese volle wohltuende stimme die einen streichelt wenn man sie hört gehört einem eleganten herrn um die vierzig. mittelgroß, sympathisches männliches herbes gesicht. leicht graue schläfen. zu mir hat noch keiner so gesprochen, zu euch sicher auch nicht.
markus: diese volle wohltuende stimme die einen streichelt wenn man sie hört gehört mir. ich bin ein eleganter herr um die vierzig. mittelgroß. sympathisches männliches herbes gesicht. leicht graue schläfen. zu keiner andren würde ich so sprechen als zu diesem mädchen. zu euch schon gar nicht.
gaby: ja mein herr mit der farbe ist das nicht so einfach. welche haarfarbe hat denn ihre frau?
markus: es ist nicht für meine frau. ich bin nicht verheiratet. es ist für die tochter eines freundes. dieses hier gefällt mir. es würde ihnen wunderbar stehen fräulein.
gaby: warum berührt es mich so merkwürdig daß er unverheiratet ist? ich kenne ihn doch gar nicht. es ist unser schönstes modell mein herr.
freundin: der muß kies haben.
Gaby, eine 17-jährige Verkäuferin, lernt den reichen älteren Markus – Hauptaktionär des Kaufhauses, in dem sie arbeitet – kennen. Sie verbringen einige Zeit zusammen. Markus hat Gaby verschwiegen, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Während einer gemeinsamen Reise nach Italien stirbt er. Gaby erbt sein gesamtes Vermögen. Ihre Schlussworte sind: „Was ich mir jetzt alles kaufen kann!“
Im Text für das Hörspiel werden Sprachmuster und Phrasen aus Trivialliteratur und Illustrierten verarbeitet. Kritisch reflektiert wird das in den Massenmedien (
Medien
) vermittelte Bild der
Frau
und die damit verbundenen Trivialmythen (
Trivialmythos
) sowie das Spannungsfeld von Ökonomie (
Kapitalismus
) und Geschlecht. Ein zentrales stilistisches Merkmal des Hörspieltextes sind die zahlreichen Wiederholungen bestimmter Sätze und Redewendungen. Die Handlung wird mehrfach durch von einem Moderator angekündigte Musiknummern und parallel dazu eingespielte Meinungsumfragen (u.a. zum Thema Arbeit und zu den Geschlechterverhältnissen) unterbrochen.