Moderator: Ich habe Ihren letzten Roman „Die Liebhaberinnen“ gelesen, wo Ehe gerade so als Mittel zum sozialen Aufstieg dient. Halten Sie überhaupt die Institution Ehe für etwas, das in dieser Gesellschaft so fortgeführt werden sollte?
Jelinek: Ich kann mir nicht denken, dass sie abgeschafft werden könnte, solange es Privateigentum gibt, gibt es auch private Zweierbeziehungen, gibt es auch Eifersucht und alles Unangenehme, was damit zusammenhängt.
Was mir am Buch wichtig war: zu zeigen, dass die Liebe nicht irgendwo hinfällt und dann kleben bleibt, sondern dass da sehr wohl ökonomische Dinge eine Rolle spielen. Dass man im Kopf schon eine Vorauswahl hat. Jeder will halt zumindest etwas Gleiches, aber möglicherweise etwas Besseres.
Solange man den Frauen nicht die gleiche Berufsausbildung wie den Männern zugesteht, ist es halt wirklich ein Mittel zum sozialen Aufstieg.
Moderator: Herr Hoeneß, ich könnte mir vorstellen, dass Sie mit Frau Jelinek nicht ganz einer Meinung sind?
Hoeneß: Nein, ich bin ganz sicherlich nicht einer Meinung. Ich habe mal in einem Interview mit Ihnen gelesen (dreht den Kopf zu Jelinek) , dass ihr Mann lachen würde, wenn er Sie bitten müsste, seine Socken zu waschen.
Jelinek(lacht schüchtern) : Wir würden uns beide am Boden wälzen vor Lachen.
aus: N. N.: Je später der Abend. In: Programmheft des Deutschen Theaters Berlin zu Elfriede Jelineks Sportchor , 2006.
Jelinek nimmt am 12.6.1976 an Je später der Abend , der ersten Talkshow im deutschen Fernsehen, teil. Ihre Gesprächspartner sind der Fußballer
Uli Hoeneß
und der britische Botschafter in Deutschland, Moderator ist
Hansjürgen Rosenbauer
. Themen sind die Institution der
Ehe
, Alltag und die Arbeitsteilung zwischen
Mann
und
Frau
.