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Nachweis
-
Müller, André
:
Ich lebe nicht. Gespräch mit der Schriftstellerin Elfriede Jelinek. In: Die Zeit,
22.6.1990
DN
.
auch in:
-
Müller, André
:
Das kommt in jedem Porno vor. Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek im Gespräch über ihre Bücher, ihr Leben, ihre Gefühle und ihre politischen Ansichten. In: profil,
25.6.1990
(Titel: Das kommt in jedem Porno vor. Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek im Gespräch über ihre Bücher, ihr Leben, ihre Gefühle und ihre politischen Ansichten )
.
-
Müller, André
:
Elfriede Jelinek. In:
Müller, André
:
Österreicher(innen). Gespräche mit...
Weitra
:
Bibliothek der Provinz
1994
, S. 191-206
(Titel: Elfriede Jelinek )
.
-
Müller, André
/
Jelinek, Elfriede
Elfriede Jelinek. In:
Müller, André
:
… über die Fragen hinaus. Müller, André: Gespräche mit Schriftstellern.
München
:
Deutscher Taschenbuch Verlag
1998
, S. 7-23
(Titel: Elfriede Jelinek )
.
-
Müller, André
:
Ich lebe nicht. Gespräch mit der Schriftstellerin Elfriede Jelinek.
gekürzt
In:
Janke, Pia
:
Die Nestbeschmutzerin. Jelinek & Österreich.
Salzburg
:
Jung und Jung
2002
, S. 231
(gekürzt)
.
Reaktionen
Reaktionen:
-
Spiegl, Elisabeth
:
Leserbrief. In: profil,
16.7.1990
.
-
N. N.
:
„Ja, die Österreicher“. In: Die Zeit,
20.7.1990
.
André Müller:Sie haben sich öffentlich als Masochistin bezeichnet. Elfriede Jelinek: Schrecklich! Ich habe mich von Journalisten so oft ausziehen lassen. Der Journalistin Sigrid Löffler gegenüber haben Sie es bedauert, daß Sie nicht lesbisch sind. Ja, das stelle ich mir angenehm vor. Ich würde in der Sexualität gerne das Vertraute suchen, nicht immer den Gegensatz. Für eine „Stern“-Fotografin haben Sie sich an ein Bett fesseln lassen. Furchtbar, wenn mir eine Frau etwas sagt, tue ich das. Bei einem Mann hätte ich mich gewehrt. Bekannt ist auch ihre Vorliebe, sich im Prostituiertenmilieu aufzuhalten. Nein, also das ist stark übertrieben. Ich gehe ab und zu in diese Cafés, weil es mich beruhigt,
völlig alleine in eine andere Welt einzutauchen. Aber ich bleibe auch dort Zuschauerin. Ich bin nicht jemand,
der sich einläßt auf etwas. Ich sitze in diesen Bars als Touristin, die sich verirrt hat. […]
Ich gehöre nirgends wirklich dazu. Dann ist die Kunst der richtige Ort für Sie. Meinen Sie? Ja, weil Sie ihre Heimatlosigkeit in Sprache verwandeln können. Das hilft mir wenig. Ich erlebe es immer wieder, daß eine Künstlerin, die Erfolg hat, für Männer monströs wird.
Die Kunst entsinnlicht mich sozusagen. Ich werde zum Neutrum. André Müller: Ein Gespräch mit Ihnen muß mit dem Buch „Lust“
beginnen, Ihrem bisher größten Erfolg. Elfriede Jelinek:
Entsetzlich! Ich hasse es, über meine Bücher zu sprechen. Ich bin drauf gekommen, daß alles,
was ich darüber gesagt habe, falsch ist. Was zunächst auffällt, ist die schier unerschöpfliche Fülle an Wörtern,
mit denen Sie das immer Gleiche des Geschlechtsakts beschreiben. Ich habe versucht, ästhetisch zu fassen, wovon eine ganze Industrie, die Pornoindustrie,
lebt, nämlich, daß in die Frau dauernd etwas hineingesteckt wird. Besonders vielfältig ist das Vokabular, das Sie für das männliche Geschlechtsteil
gefunden haben: Binkel, Kleintier, Zipferl, Zapfen, Bohrer, Schwengel, Fleischextrakt, Sprengkopf,
Spargel, Hirtenspieß, Vogerl, Köter, Killerwal… Klingt ja wie Ossi Wiener. Eher karg ist dagegen Ihr Repertoire bei der Benennung weiblicher Attribute. Ist mir gar nicht aufgefallen. Ofen, Büchse, ranzige Ratte… Unser junger Freund und Ästhet Rainald Goetz hat die Vagina ein faulendes, blutendes
Loch genannt. Möchten Sie einen anderen Körper haben? Nein, also einen Schwanz möchte ich noch weniger haben. Am liebsten hätte ich gar nichts.
Engel haben ja auch keine Genitalien. Ein körperloses Wesen möchte ich sein oder verbrennen wie
ein Stück Seidenpapier.
Ausgehend von ihren Romanen
Lust
und
Die Klavierspielerin
spricht sie über
Sexualität
,
Pornografie
und
Masochismus
, vergleicht unterschiedliche Formen männlicher und weiblicher
Gewalt
(
Frau
,
Mann
) miteinander und konstatiert, dass sich ihre Kreativität vorwiegend aus negativen Emotionen speist. In
Lust
beschreibe sie „den Sex in Kreisen, in denen die Männer Macht haben und es gewohnt sind, daß man vor ihnen zittert“. Über ihre Persönlichkeit, Biographisches (ihre
Mutter
, ihren
Vater
und ihre
Ehe
(
Person
)) sowie Formen der öffentlichen Selbstdarstellung. Weiters über ihre Gründe für den Beitritt zur KPÖ. Im Zusammenhang mit ihrem Stück
Burgtheater
über die Verstrickungen von KünstlerInnen (
Künstler
,
Künstlerin
) in den Propagandaapparat des
Nationalsozialismus
. Das Gespräch hatte Leserbriefe zur Folge, in denen
André Müllers
Interviewstil kritisiert wurde.