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Nachweis
-
Roeder, Anke
:
Ich will kein Theater. Ich will ein anderes Theater. In:
Roeder, Anke
:
Autorinnen. Herausforderungen an das Theater.
Frankfurt am Main
:
Suhrkamp
1989
, S. 143-160
DN
.
auch in:
-
Roeder, Anke
Ich will kein Theater. Ich will ein anderes Theater.
Auszug
In: Theater heute 8/
1989
, S. 30-31
(gekürzt)
.
Anke Roeder:Kennzeichen Ihrer Stücke ist eine Sprache, die besonders in den neuen Texten „Krankheit oder Moderne Frauen“, „Begierde & Fahrerlaubnis“, „Wolken.Heim.“ nicht dialogisch geführt wird, keine Handlung erzählt, Figuren nicht charakterisiert und auch nicht Ausdruck ihrer Befindlichkeit, ihrer Eigenheit oder Identität ist. Elfriede Jelinek: Meine Stücke verweigern sich dem psychologischen Theater. Die Figuren sprechen nicht aus sich heraus. Sie sind keine Personen, keine Menschen, sondern Sprachschablonen. Sie konstituieren sich aus dem, was sie sagen, nicht aus dem, was sie sind. Sie behaupten etwas von sich, statt auf der Bühne zu leben und das gleiche Verhältnis beherrscht den Autor, der nur beim Lesen und Schreiben lebt. Vielleicht sind die Stücke deshalb unbeliebt und haben sich bisher auf dem Theater nicht durchgesetzt, weil die Figuren sich dem Leben, dem Verkörpern, dem So-tun-als-ob widersetzen.
In Ihren Stücken unterscheide ich aber zwischen dem Sprachgestus der Frauen und dem der Männer. In „Krankheit oder Moderne Frauen“ sagt Heidkliff, Facharzt: „Jetzt spreche ich… Ich bin ein Maß. Ich bin ein Muß.“ Carmilla hingegen, Hausfrau, Mutter, Vampir, reflektiert: „Ich bin nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich bin dazwischen.“ „Ein Wunder, daß ich spreche.“ Ja, eben. Weil die Frau diejenige ist, die keinen Ort hat und auch nicht spricht. Daher fällt bei den Frauen das, was sie sind, und das, was sie sprechen, auseinander. Diese Ortlosigkeit ist thematisiert in „Krankheit oder Moderne Frauen“. Die Männer reden Unsinn. Als Repräsentanten der Gesellschaft führen sie sich somit ad absurdum.
Ausführliches Interview über ihre
Theaterästhetik
. Ihre Figuren seien „keine Menschen, sondern Sprachschablonen“, die sich „nur durch das Sprechen“ konstituieren. Sie erteilt dem psychologischen Theater eine Absage und konstatiert, dass sie in ihren Texten „dem Theater das Leben austreiben“ wolle. Pessimistisch äußert sie sich darüber, dass die Frauen (
Frau
) in der Sprache „keinen Ort haben“ und sich „nur als Gegenbilder definieren können“. Über den Theatertext
Krankheit oder Moderne Frauen
und die darin problematisierten patriarchalen Machtverhältnisse (
Patriarchat
). Der titelgebende Begriff
Krankheit
könne „als eine Art weiblicher Identität gesehen werden, nicht in ihrer negativen Bedeutung, sondern als produktive Verweigerung gegenüber dem Terror des Gesunden“. In ihrem Text entwerfe sie „keine Utopie, aber produziere eine ins Extreme getriebene Analyse dessen, was ist“. Auch über
Clara S.
,
Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte
,
Wolken.Heim.
und
Begierde & Fahrerlaubnis
.