Ein nicht ganz gewöhnliches Interview mit Elfriede Jelinek

Nachweis

  • Blom­berg, Ben­ja­min von

    :

    Ein nicht ganz gewöhnliches Interview mit Elfriede Jelinek. In: Programmheft der Staatsoper im Schiller Theater zu Elfriede Jelineks Rein Gold

    2014

    .

 

Anlässlich der Uraufführung von

Rein Gold

der

Ber­li­ner Staats­oper im Schil­ler Thea­ter

stellten die Mitwirkenden der Produktion – der Dramaturg

Ben­ja­min von Blom­berg

, die Musiker

Tho­mas Kürst­ner

und

Se­bas­ti­an Vo­gel

, der Korrepetitor

Da­vid Ro­bert Co­le­man

, die SchauspielerInnen

Phil­ipp Hauß

und

Ka­tha­ri­na Lo­renz

, die Kinderstatistin

Ame­lie Sturm

, die Videokünstlerin

Clau­dia Leh­mann

, die Regieassistentin

No­ra Bus­seni­us

, die Bühnenbildnerin

Kath­rin Not­trodt

, der Dirigent

Mar­kus Po­sch­ner

, die Kostümbildnerin

Ma­ry­sol del Cas­til­lo

und die Sängerin

Re­bec­ca Teem

– je eine Frage an die Autorin über den Text, die verarbeiteten Stoffe und Motive,

Wag­ners

Mu­sik

und ihren Austritt aus der KPÖ.

 

Thomas Kürstner und Sebastian Vogel (Musiker):Welches Verhältnis haben Sie zu Wagners Musik?

Elfriede Jelinek: Ein leidenschaftliches. Ich höre einmal bewußt nicht analytisch (was man unwillkürlich ja tut, wenn man selber lange Musik gemacht hat), sondern ich schmeiße mich hinein wie ein Schwein in die Suhle. Lustvoll.

David Robert Coleman (Korrepetitor und Arrangeur):Was denken Sie über Wagners Kunst der Orchesterfarben: „Magie“, „Demagogie“, „kapitalistische Mittel der Verschleierung der Produktion“?

Elfriede Jelinek: Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz. Das hätte ich gerne näher erklärt. Ich sehe nicht, wie politische Kategorien sich in Klangfarben niederschlagen können. Aber das ist sicher möglich. Ich meine, nach diesem Gesichtspunkt habe ich, weil ich diese Musik eben fast nur emotional höre, sie noch nicht dahingehend hinterfragt. Wenn sich kapitalistische Ideologie in den Klangfarben niederschlägt, dann könnte man ja sagen, Wagners Musik wäre eine Musik der Lüge. Und wahrscheinlich stimmt das sogar.

Amelie Sturm (Kinderstatist, 9 Jahre):Warum sind die vielen verschiedenen Zwerge sich alle spinnefeind?

Elfriede Jelinek: Na ja, ich glaube, auch bei Zwergen geht es letztlich um das, was die Großen gegeneinanderhetzt: Geilheit, Gier (auch Machtgier), Neid, Eifersucht und so weiter. Bei den Zwergen vielleicht verschärft, weil sie so klein sind und ihnen die Großen sowieso immer alles wegnehmen. Im Ring des Nibelungen überlebt aber als einziger Alberich, ein Zwerg. Und er darf seinen Schatz auch wieder in Besitz nehmen. Verachtet mir die Kleinen nicht! Die holen sich schon, was sie brauchen.

aus: Benjamin von Blomberg u.a.: Ein nicht ganz gewöhnliches Interview mit Elfriede Jelinek . In: Programmheft der Staatsoper im Schiller Theater zu Elfriede Jelineks

Rein Gold

, 2014.

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