Ein Gespräch mit Elfriede Jelinek

Nachweis

 

Über den Bezug von

Über Tie­re

zu

Be­gier­de & Fahr­erlaub­nis

, die Liebe, das Sprechen der

Frau

und das Fehlen ihrer Subjekthaftigkeit in der Liebe. Von Interesse war für sie das „Außer-Sich-Geraten in der Liebe [...] bis in die (sprachliche) Abstraktion hinein“. Auch über die Entstehungsgeschichte des Theatertextes, das Abgeben ihres Textes an einen Regisseur und die verwendeten Abhörprotokolle, die ihr „eine ganz neue Sprachebene geliefert“ haben. Im zweiten Teil des Textes, in dem die Protokolle verarbeitet wurden, spreche „eine andre Art von Objektsprache, denn dieses Subjekt sucht ein Objekt, das er bearbeiten will.“

 

Judith Gerstenberg:Was haben diese Ihnen zugespielten Abhörprotokolle bei Ihnen ausgelöst, als Sie sie lasen?

Elfriede Jelinek: Sie haben mir nichts gesagt, was ich nicht schon gewußt hätte. Aber es hat mir die Sprache geliefert, die ich dafür nicht gehabt hätte. Ich bin ja kein Mann. Ich arbeite ja immer sehr viel mit Zitaten, was SchriftstellerInnn immer gemacht haben (auch

Büch­ner

hätte den Danton nicht schreiben können, ohne gründliche Lektüre der Zeitungen, die über die Französische Revolution berichtet haben), und die Protokolle haben mir eine ganz neue Sprachebene geliefert, sozusagen in Mitschrift, als Protokoll, neue Balken, die ich in die Decke einziehen konnte, sie sprechen sich selbst und für sich selbst, die Zitate. Ich hätte mir diese Sprache ausdenken können, obwohl ich natürlich immer wusste, dass so über Frauen gesprochen wird.

aus: Judith Gerstenberg: Ein Gespräch mit Elfriede Jelinek . In: Programmheft des Burgtheaters Wien zu Elfriede Jelineks Über Tiere , 2007.