Frauen am Theater – Keine grossen Stoffe, keine grosse Form.

Nachweis

auch in:

 

Neben

To­ten­au­berg

auch über Theater und

Po­li­tik

und die Uraufführung von

To­ten­au­berg

am

Wie­ner Aka­de­mie­thea­ter

; in Zusammenhang mit dem Stück über ihre Sprache und

Schreib­ver­fah­ren

, die medialen Möglichkeiten und

Mar­tin Heid­eg­ger

.

Heid­eg­gers

Phi­lo­so­phie

beschreibt sie als ein „Denken, das das Undenken schlechthin führen wollte“. An der Konzeption von

To­ten­au­berg

ist ihr die „dialektische Durchdringung von Sprache und Film“ wichtig, um „das Pathos der Texte“ gegen „die Flächigkeit der Leinwand“ zu stellen. Das Interview ist der 1. Teil eines längeren Gesprächs, der 2. Teil

Die To­ten kom­men zu­rück

wurde im darauffolgenden Salto publiziert.

 

Eva Brenner:Karge verfehlt den Text, indem er ihn mit abgebrauchten Theatermitteln, mit unnötigen Bühneneinfällen und Aktionen zudeckt. Er vertraut der Sprache nicht. Andere Inszenierungen Ihrer Stücke reduzieren die Stücke total auf Boulevard, wie am Volkstheater zu sehen ist. Es fehlen die Wut, der Schmerz, der Schrecken, die in den Stücken stecken… Auch die Gefährlichkeit.

Elfriede Jelinek: Ja, leider… Das wird oft mit meinen Stücken gemacht. Ich habe mich dazu genügend geäußert, zum Beispiel daß es völlig unnötig ist, Stücken die eigentlich „undramatisch“ sind, soviel Theaterplunder aufzudrücken. „Totenauberg“ hab‘ ich extra so geschrieben, daß Dialoge unmöglich gemacht werden. Das ist in dieser Hinsicht sicher mein radikalstes Stück. Man kann es nicht in Boulevard verwandeln. Deshalb hab ich es nicht dialogisch geschrieben. Es handelt sich um „Textflächen“, wie ich es nenne, die gegeneinander gesetzt sind. Das Stück ist so geschrieben, daß man sich mit der Sprache beschäftigen muss, ob man will oder nicht! Oder man interessiert sich halt überhaupt nicht dafür. Es ist ja so, daß Leute, die mit neuen Theaterformen nichts zu tun haben, kaum das Stück aufgreifen werden. Insofern hab ich einer Konsumierbarkeit entgegengearbeitet bis zum Gehtnichtmehr. Das ist mir offensichtlich gelungen. Mehr als in anderen Stücken.

aus: Eva Brenner: Frauen am Theater – Keine grossen Stoffe, keine grosse Form. In: Salto, 12.2.1993.