„Austria me ha deshecho“

Nachweis

 

Vor dem Interview gibt es eine kurze Einleitung mit allgemeinen Informationen zu den Reaktionen der bei der Verkündung von Jelineks Wahl im Saal anwesenden JournalistInnen (

Me­di­en

) und zu ihrer Unbekanntheit; im Interview über ihre Beziehung zu

Ös­ter­reich

, die Regierung (

Po­li­tik

),

Jörg Hai­der

(

Hai­der, Jörg

), sprachwissenschaftliche Theorien, das

Pa­tri­ar­chat

, Übersetzungen, die Verfilmung ihres Romans

Die Kla­vier­spie­le­rin

sowie über Themen ihrer Werke.

 

Julieta Rudich:Ein wichtiges Thema in Ihrem gesamten Werdegang ist der Machismo, die patriarchalen Strukturen in der Gesellschaft.

Elfriede Jelinek: Es ist eines der wichtigsten Themen für mich, die patriarchalen Werte, das Phallische in der Kultur, die Herrschaft der Männer. Im Haus kann die Herrschaft der Frau auch unterdrückend sein. Aber die Werte-Kodizes sind von Männern gemacht. Eben habe ich gelesen, daß „dieses Mal eine Frau den Preis gewonnen hat“. Aber das sollte nicht einmal überraschen, denn mehr als die Hälfte der Schreibenden sind Frauen und weit mehr als die Hälfte der Lesenden. Warum ist es etwas Seltsames, daß eine Frau den Nobelpreis erhält?

Wissen Sie, aufgrund welcher Kriterien man Ihr Werk prämiierte?

Ich weiß es nicht. Aber es wird meiner Sprache und meiner kritischen Wahrnehmung der Realität wegen sein. Man spricht von meiner scharfen Sicht der Realität, meiner provinziellen österreichischen Realität, die sich vielleicht auf andere Realitäten projizieren kann.

aus: Julieta Rudich: „Österreich hat mich ruiniert“ . http://www.literaturhaus.at/index.php?id=8251 (15.7.2014) (= Website des Literaturhauses Wien) (= Übersetzung einer Passage aus: Julieta Rudich: „Austria me ha deshecho“ . In: El País, 8.10.2004).

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