28.12.2012

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

28.12.2012

(= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2012, zu Politik und Gesellschaft).

 

Statement aus Anlass der Räumung des AsylwerberInnen-Camps bei der Wiener Votivkirche. Um gegen die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen AsylwerberInnen (

Flucht

) in Österreich leben müssen, zu protestieren, errichteten AsylwerberInnen und SympathisantInnen vor und in der Votivkirche ein Lager, einige der AsylwerberInnen traten in den Hungerstreik. Am 28.12.2012 wurde das Camp vor der Kirche polizeilich geräumt. Jelinek kritisiert die Räumung kurz nach Weihnachten und thematisiert die Ressentiments vieler ÖsterreicherInnen gegenüber AsylwerberInnen (

Flucht

,

Frem­den­feind­lich­keit

). Die AsylwerberInnen in der Votivkirche werden auch in Jelineks Theatertext

Die Schutz­be­foh­le­nen

(2013) thematisiert.

 

Das Lager der Asylanten vor der Kirche wurde geräumt. Wozu hätten wirs denn? Wie ham wirs denn? Uns schenkt auch keiner was! Wo kämen wir denn da hin, wenn wir von so weit herkämen? Da kämen wir weiter! Irgendwelche Dahergelaufene, Dahergefahrene, von denen man nichts weiß, aber das Schlechteste annimmt, passend zur Kirche dahinter, die inzwischen auch verriegelt und verrammelt ist gegen die Eindringlinge, ausgerechnet zu uns müssen die kommen! Können die nicht woandershin? Wohin? Nicht mein Problem.

aus: Elfriede Jelinek: 28.12.2012 . http://www.elfriedejelinek.com/fvotivkirche.html (15.7.2013), datiert mit 28.12.2012 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2012, zu Politik und Gesellschaft).

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