Ach Jürg, das kann doch nicht sein!

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

Ach, Jürg, das kann doch nicht sein! Aber du hast ja bewiesen, daß alles der Fall sein kann. Und wenn es gefällt wird, dann erst recht. In: manuskripte 220 (

2018

), S. 10-11

.

 

Aus Anlass von

Jürg Lae­derachs

Tod; Würdigung seines Schreibens in Erinnerung an sein Sprechen und seine Sprache.

 

[…] ich kann mich nicht erinnern, daß er wirklich beim Sprechen einmal abgesetzt und Atem geholt hätte. Als hätte er Angst gehabt, den Anfang des nächsten Satzes nicht mehr zu erreichen, dabei war er der einzige, der alle seine Anfänge und alle Enden verknüpfen konnte, er hätte diese Mischung aus Seufzer und Ungeduld gar nicht loslassen müssen, die Satzenden und die Anfänge der folgenden Sätze haben ihm ja ihre Händchen auffordernd entgegengestreckt, und er hat sie nie verfehlt, und in diesem Vorgang, bei dem eins dem anderen vorangegangen und gleichzeitig gefolgt ist, kannte er keine Grenzen der Sprache, aber auch ihrer Gegenstände, denn die waren ja auch noch da.

aus: Elfriede Jelinek: Ach, Jürg, das kann doch nicht sein! Aber du hast ja bewiesen, daß alles der Fall sein kann. Und wenn es gefällt wird, dann erst recht . In: manuskripte 220 (2018), S. 10-11, S. 10.

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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