Ahörnchen und Behörnchen

Abdrucke

auch in:

 

Zum Themenschwerpunkt des du -Heftes Paare. Es geht nicht ohne den Andern, auch wenn es mit dem Andern nicht geht . Ausgehend von der idyllisierten Beziehung zwischen Disneys Ahörnchen und Behörnchen (

Pop-Kul­tur

), die „fast so eins wie Gott“ sind, setzt sich Jelinek kritisch mit

Na­tur

,

Tech­nik

und Geschlechterverhältnissen auseinander.

 

Und da sie [Ahörnchen und Behörnchen] keine Verhältnisse haben, weder zu andren Tieren noch eben zur Natur als solcher, da sie sich keinen Sinn vorstellen können, den solch ein Verhältnis haben könnte, da sie nicht einmal miteinander ein Verhältnis haben, sondern einfach sind sind sind, bleibt in völliger Dunkelheit, welchen Sinn unser eigenes Leben hat, das mir immer schon sehr unheimlich war, weil es so ausgeliefert ist. Jeder, der allein ist, ist ausgeliefert, und wäre es der Atombombe, deren Kraft ja auch aus der Natur kommt und die schon seit Jahrzehnten auf uns zukommt, vielleicht bald ankommt und uns alle wieder vor uns selbst in einer Katastrophe verbirgt, während Ahörnchen und Behörnchen sich nur in ihrer gemütlichen Höhle verbergen, wo sie das Miteinander selbst sind, ich weiss nicht.

aus: Elfriede Jelinek: Ahörnchen und Behörnchen . In: du 745 (2004), S. 18-19, S. 19.

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