Alarmismusgeschrei! Los jetzt! Eins, zwei und auf gehts!

Abdrucke

auch in:

 

Am 21.6.2002 sprach der FPÖ-Volksanwalt

Ewald Stad­ler

(

Frei­heit­li­che Par­tei Ös­ter­reichs

) bei einer Sonnwendfeier in Seebarn davon, dass Österreich „angeblich vom Faschismus und von der Tyrannei befreit worden“ wäre (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

,

Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung

,

Rechts­ra­di­ka­lis­mus

). Jelinek reagierte darauf mit diesem Kommentar.

 

Wir müssen selber wandern durchs Gebirg, eine Zuwanderung dürfen wir nicht dulden. Irgendwas müssen wir ja selber machen. Wir müssen etwas zu unsrem Volk beitragen, und das müssen wir schon selber machen. Keine Experimente mit Fremdländischen! Als erstes dürfen es Mama Susi und Papa Jörg sehn, was nach diesen Wahlen herausgekommen ist. Wie haben die sich gefreut!

Als erste haben sie die Feuerzeichen der Zeit im Gebirge gesehn, dann haben sie die feurigen Brände in die Kehlen geschüttet und dann haben sie für die toten Kameraden im Burghof gebetet. Oder umgekehrt. Erst beten, dann brennen. Da können gnadenlose Gutmenschen soviele Wehrmachtsausstellungen gestalten wie sie wollen. Die werden schon sehen, wer dann keine Gnade kennen wird! Wir dürfen uns diese vorgespielte Ignoranz anschauen, mit der man in Ämter kommt, und so kann man eine Verfassung auch absichtlich umdeuten.

aus: Elfriede Jelinek: Alarmismusgeschrei! Los jetzt! Eins, zwei und auf gehts! http://www.elfriedejelinek.com/fstadler.html (27.11.2019), datiert mit 6.7.2002 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2002, zu Österreich).

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