Also man hat etwas gewusst, und man hat was dargestellt, damals, aber diese schöne Darstellung ist jetzt zu Ende,
das blöde Wissen drängt sich unerbittlich vor, es benutzt seine spitzen Ellbogen, man kann es nicht länger aufhalten.
Man bleibt zwar derselbe, dieselbe, die man war, aber das, was man immer schon gewusst hat,
wird plötzlich überall ganz anders dargestellt. Aber was da dargestellt wird, ist ja nur das Wahre,
wir es uns heute erscheint, in Wirklichkeit war ja ganz was anderes wahr! Wir sind schließlich dabei gewesen und wissen es.
aus: Elfriede Jelinek: Alles, was nicht recht ist! Elfriede Jelinek über Ernst Jandls Darstellung der Scheinhaftigkeit des jeweils „Wahren“ .
In: Der Standard, 28.6.2000.
Im Rahmen einer
Standard
-Serie, in der SchriftstellerInnen Gedichte von
Ernst Jandl
interpretieren; aus Anlass von
Ernst Jandls
Tod.