Ein weiches Kissen ist die Zeit nicht! Und zum Ausruhen ist sie auch nicht gedacht. Der Raum (und der ist auch die Leere dazwischen!)
fordert uns heraus, ihn zu beherrschen, Olga tut das eben mit Schall, ohne Rauch. Denn: Der Schall soll nicht vernebelt werden,
vor ihm gilt Ausweichen nicht. Vielleicht ist der Raum, in dem wir leben, erst zu erkennen, wenn wir ihn mit Unbelebtem,
mit Wegmarken des Toten, füllen, und diese Orientierungspunkte des Todes, den wir doch eigentlich beständig zu vermeiden trachten
(oder sollen wir sagen, es seien, bei Olga Neuwirth, Wetterhähne, nein, Wetterhexen, die heulenden Windhexen der beiden Ondes Martenot
in sans soleil , von denen der Zuhörer aus der Leere des Dazwischen erst ins Werk hineingerissen und dann, hui!,
ganz anderswohin gestellt wird?), geben selber Klänge von sich, die uns, die wir doch immer nur nichts als SEHEN wollen –
bei der Überflutung durch Bilder sind wir ja schon ganz taub geworden –, lenken, leiten, abprallen lassen und im Raum wie im Nichtraum herumstoßen:
nein zu unserem Besten geschieht das alles nicht.
aus: Elfriede Jelinek: Auf den Raum mit der Zeit einschlagen. Notizen zu Olga Neuwirth .
In: Gesänge von der Notwendigkeit des Überlebens. Programmbuch Zeitfluß 1995, S. 65-66, S. 65.
Über
Olga Neuwirths
Musik aus Anlass des Zeitfluß-Festivals der
Salzburger Festspiele
1995, bei dem Kompositionen
Neuwirths
gespielt wurden. Beschreibung der Musik
Neuwirths
als das Ergebnis, einen leeren Raum mit Zeit zu bearbeiten.