Aufenthalt

Ein Oratorium in sechs Teilen für Sopran, Tenor, Sprecherin, Sprecher und Ensemble mit Zuspielband

textgrundlage

Vorfassungen von Jelineks Theatertext

Rast­stät­te oder Sie ma­chens al­le (1994)

Komposition

textfassung und Komposition |

Ol­ga Neu­wirth

(1992/93)

Musikalische Besetzung

Sopran, Tenor, Sprecherin, Sprecher, Baritonsaxophon (auch Altsaxophon), Bassklarinette (auch Klarinette in B und Es), Tenorposaune (auch Tenorbassposaune), Schlagzeug (ein Spieler), große Celesta / Klavier (präpariert), 2 Violoncelli (2. auch verstimmt), 2 Mikrophone, 1 Effektprocessor, Tonband (nur bei Aufführungen ohne Video), Video (ad lib.).

Abdrucke des Textes

Erstdruck:

  • Neu­wirth, Ol­ga

    :

    Aufenthalt. Ein Oratorium in sechs Teilen für Sopran, Tenor, Sprecherin, Sprecher und Ensemble mit Zuspielband. In: Programmheft der Musik der Jahrhunderte zum Konzert Musik unserer Zeit des Süddeutschen Rundfunks / Koordinaten

    24.6.1995

    .

Weiterer Abdruck:

  • Neu­wirth, Ol­ga

    :

    Aufenthalt. Ein Oratorium in sechs Teilen für Sopran, Tenor, Sprecherin, Sprecher und Ensemble mit Zuspielband. In: Programmheft des theater erlangen zu offen, halb zu, zu

    1999

    .

Aufführungen

  • UA | 24.6.1995

    SDR Funk­stu­dio Berg

    , Stuttgart (im Rahmen des Konzertes Musik unserer Zeit des

    Süd­deut­schen Rund­funks

    / KOORDINATEN)

    Zsolt Na­gy

    ,

    En­sem­ble Va­ri­an­ti

    ; als Zuspielung war Elfriede Jelinek in der Rolle des Kellners zu hören

    Erstsendung des Radiomitschnitts: SDR / SWF, S 2 Kultur, 18.7.1995.

    Erstsendung des Radiomitschnitts: SDR / SWF, S 2 Kultur, 18.7.1995.

  • Szenische Fassung

  • UA | 3.10.1997

    Po­de­wil

    , Berlin (im Rahmen von überGrenzen 97)

    , I:

    Mar­kus Kup­fer­blum

    Li­sa D.

    Ro­land Klutt­nig

    (zusammen mit Neuwirths

    El­fi und An­di

    )

  • Weitere szenische Aufführung:

  • 17.4.1999

    thea­ter er­lan­gen

    (als Teil des Abends offen, halb zu, zu),

    , I:

    Win­ni Vic­tor

    , ML:

    Franz Kil­ler

    (zusammen mit Neuwirths

    El­fi und An­di

    und Die Schamlosen)

  •  

    Aufenthalt war ein Auftragswerk der Musik der Jahrhunderte Stuttgart. Ursprünglich wurde das Werk von

    Neu­wirth

    als „Video-Oratorium“ konzipiert, aus Kostengründen entstand jedoch diese Fassung ohne Video. Die aus Jelineks Theatertext

    Rast­stät­te oder Sie ma­chens al­le

    ausgewählten Textpassagen stammen aus der Szene, in denen Kurt und Herbert mit dem Elch und dem Bären (

    Tie­re

    ) vereinbaren, ihnen ihre Kostüme zu überlassen, sowie aus der Kopulationsszene zwischen Emmi und Karin mit ihren verkleideten Ehemännern.

    Bei der szenischen Uraufführung am

    Po­de­wil Ber­lin

    wurde der Bühnenraum als Bar gestaltet, in der der Dirigent

    Ro­land Klutt­nig

    als Barkeeper zu sehen war.

     

    Kellner: Wetten daß? Wenn Sie sich Ihren Frauen verkleidet näherten, würden sie es sogar mit Ihnen noch treiben!

    Kurt:Sie kommen durch uns von Sinnen!

    A: Aber niemals!

    Kellner:Eigentlich egal. Denn insgesamt sind ja alle Möglichkeiten aufgewacht ... Jeder kann sich bedienen und bedienen lassen. Von mir aus werden die Ratten aufbrechen,... Die ganze Zeit nur Kau- und Kaufgeräusche. Es spritzt hoch auf: die Seele im Sturm!

    Herbert: Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft Emmi unter meinen Händen zerschmelzen wird.

    Kurt: Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sich Karins Gesicht unter mir schon vollständig aufgelöst haben wird.

    Kellner:...der Fremde geht in den dunklen Pfad des Fleisches hinein.

    Kurt:..., daß wir denen die schönste Aussicht auf uns bieten.

    Elch: Ist hier frei?

    Bär: Sieht so aus. Ist Ihnen auch die Sprache versprochen worden?

    Herbert:...ihre Körper, diese Beiwagen zu unseren Maschinen...

    Kurt: Jawohl. Verzweifelt haben sie gebrüllt, weil kein Körper sich gern auf den Weg zu seiner Verwertung macht.

    Herbert: Blond oder braun.

    Herbert: Diese Jagd nach einem selbst.... Theater, Kino, Sport. Alles ist man selber... und sonst nichts.

    Elch:... der Mensch verliert in der Liebe sein Wesen und verwest?

    Bär: So sagt die Natur,...

    Elch:Sportler füttern uns mit ihrem Abfall.

    Bär: Sie beide erwecken den Eindruck des Sonderbaren.... Sie müssen einfach gut sein, sonst hätte die Natur sie schon aus dem Verkehr gezogen.

    Elch: Die Natur und wir...

    Kurt: Es wäre doch ein Spaß, wenn wir zerstörerisch und zügellos würden!

    Herbert: Wir zahlen, wenn Sie uns Ihre Kostüme geben!

    Kurt: Wir zahlen für alles!

    Herbert: Überlassen Sie uns Elch und Bären, dann wollen wir unsre Frauen einmal ganz anders verzehren!

    Emmi: Die Frauen heutzutage wählen, welcher Turm vor ihrem Fenster in die Luft ragen soll. Auch mehrere angenehm!

    Karin: Hätten wir gewünscht, brav zu sein, hätten wir nicht so viele Inserate durchgesehen, welches Benzin die Flammen aus unseren Körpern schießen lassen soll.

    aus: Olga Neuwirth: Aufenthalt . In: Programmheft der Musik der Jahrhunderte zum Konzert Musik unserer Zeit des Süddeutschen Rundfunks / Koordinaten, 24.6.1995. (Beginn; kursiv = nicht verwendete Textstellen)

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