Das Fallen. Die Falle.
Filmstill
Filmstill
Idee und Musik |
Olga Neuwirth
20.11.-7.12.2012
Charim Galerie Wien
(im Rahmen der Ausstellung Das Fallen. Die Falle. VALIE EXPORT. Olga Neuwirth)
Dauer: 32 min 24 sec
Jelinek, Elfriede
:
Das Fallen. Die Falle. http://www.elfriedejelinek.com/folgan.html (15.7.2014)
2.2.2013
(= Elfriede Jelineks Website, Rubrik: Aktuelles 2013).
Jelinek, Elfriede
:
Das Fallen. Die Falle. In:
Neuwirth, Olga
:
O Melville!
Salzburg
:
Müry Salzmann Verlag
2016
, S. 18-30
.
Der Text lag auch in kopierter Form bei der Erstpräsentation des Videos in der Ausstellung in der Charim Galerie Wien auf.
Jelineks
Essays über Olga Neuwirth
Fotos richten sich an jemanden, an eine Öffentlichkeit, egal, welche. Sie werfen dem
Betrachter etwas zu, was immer eine Täuschung ist. Nur der Fotograf, die
Fotografin, in diesem Fall die Komponistin/Fotografin weiß, was los ist. Wir täuschen uns
darin immer. Sie spielt uns sich selbst zu, sie spielt sich aus (nicht auf!), wirft sich
da hin, jeden Tag wieder, einmal am Tag, vor dem Arbeitsbeginn (das ist
immerhin eine klare Angabe, und es ist ihre eigene Vorgabe, Aufgabe? Gibt sie sich für
diesen einen Moment, in dem sie sich selber aufnimmt, gleichzeitig her, wofür gibt
sie sich da her? Nur für sich. Wichtig ist ja, sich bei sich aufzunehmen, indem sie
sich da hergibt, wir sind ihr nicht wichtig. Sie macht das für sich selbst), da legst di
nieda, da stellst du dich fest, in der Arretierung des Abdrückens, des auf den Knopf
Drückens, was nicht Wegdrücken, sondern Aufnehmen bedeutet. Diese Fotos, die
Olga Neuwirth da gemacht hat, von sich, jeden Tag eins, stellen fest, daß sie
arbeiten muß, an einer Komposition, einer Oper. Das System der Töne, das sie notieren
muß, wird sie gleich nach dem Abdrücken aufsaugen, aber sie will natürlich diesen
Abdruck davor hinterlassen, bevor die Musik, diese totale Organisation, die
gleichzeitig das Anarchische ist, das Unbezähmbare [...] sie aufsaugt.
Jelinek schrieb für das Video Das Fallen. Die Falle. den gleichnamigen Essay über
Olga Neuwirths
Fotoserie Quiet on the desk (2010/11). Jelinek und
Sophie Rois
lasen den Text für das Video ein.
Anlass bildete die vom Elfriede Jelinek-Forschungszentrum konzipierte Ausstellung zu den Bezügen zwischen Jelinek,
VALIE EXPORT
und
Olga Neuwirth
, die begleitend zum Symposium
(ach, Stimme!). VALIE EXPORT. ELFRIEDE JELINEK. OLGA NEUWIRTH
im Frühjahr 2012 in der Charim Galerie Wien geplant war. Realisiert wurde die Ausstellung in der Charim Galerie dann in anderer Form unter dem Titel Das Fallen. Die Falle. VALIE EXPORT. Olga Neuwirth im Herbst 2012, in deren Rahmen auch der gleichnamige Film erstmals gezeigt wurde.
In ihrem Essay Das Fallen. Die Falle beschäftigt sich Jelinek, ausgehend von
Neuwirths
Fotoserie Quiet on the desk (2010/11), mit dem Spannungsfeld von Fotografie,
Musik
und Komposition, von Bild und Klang sowie den „Möglichkeiten der Arbeit am musikalischen Material“ und des weiblichen Kunstschaffens (
Frau
,
Künstlerin
). Der Essay wurde – gemeinsam mit den Fotos – auch auf Jelineks Website veröffentlicht.
Im Video wechseln einander Musiksequenzen und die von Jelinek (im Flüsterton) und
Sophie Rois
gesprochenen Textsequenzen ab. Für das Video wurden die Bilder aus der Fotoserie Quiet on the desk , bestehend aus 21 Fotos, verarbeitet. Die Bilder sind im Zeitraum vom 17.9.-13.11.2010 entstanden.
Olga Neuwirth
fotografierte zu festgesetzten Zeiten sowohl sich (in US-amerikanischer Arbeiterkleidung) als auch ihren Arbeitsplatz und eine Stechuhr, auf der die genauen Uhrzeiten der Aufnahme zu sehen sind.