Der Sinn des Obszönen

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

Der Sinn des Obszönen. In:

Gehr­ke, Clau­dia

:

Frauen & Pornographie.

Tü­bin­gen

:

Gehr­ke

o. J. [1988]

, S. 102-103

.

 

Ausschnitte aus ihrem Interview mit

Ga­brie­le Ried­le

Das Im­pe­ri­um schlägt zu­rück

als Stellungnahme für das (auch im vorangehenden Eintrag angeführte) Buch (

Frauen & Pornographie

). Sie definiert ihre Arbeit als anti-pornographisch, da sie die Herabwürdigung der

Frau

in der

Por­no­gra­fie

bewusst machen wolle.

Se­xua­li­tät

solle als etwas Politisches (

Po­li­tik

) begriffen werden, das Obszöne sei dann gerechtfertigt, wenn man die Machtverhältnisse zwischen

Mann

und Frau sichtbar mache (

Pa­tri­ar­chat

).

 

In dem, was ich schreibe, gibt es immer wieder drastische Stellen, aber die sind politisch. Sie haben nicht die Unschuldigkeit des Daseins und den Zweck des Aufgeilens. Sie sollen den Dingen, der Sexualität, ihre Geschichte wiedergeben, sie nicht in ihrer scheinbaren Unschuld lassen, sondern die Schuldigen benennen. Die nennen, die sich Sexualität aneignen und das Herr/Knecht-Verhältnis zwischen Männern und Frauen produzieren. Im Patriarchat ist es auch heute noch so, daß nicht Männer und Frauen gleichermaßen genießen, wie sie genießen wollen. Ich will dieses Machtverhältnis aufdecken.

Das Obszöne ist dann gerechtfertigt, wenn man den Beziehungen zwischen Männern und Frauen die Unschuld nimmt und die Machtverhältnisse klärt.

aus: Elfriede Jelinek: Der Sinn des Obszönen . In: Gehrke, Claudia (Hg.): Frauen & Pornographie. Tübingen: Gehrke o. J. [1988], S. 102-103, S. 102.

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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