Die Komponistin. Über Patricia Jünger

Abdrucke

auch in:

 

Porträt

Pa­tri­cia Jün­gers

; thematisiert werden neben

Jün­gers

Werk, das sich u.a. mit der Unterdrückung der

Frau

auseinandersetzt, insbesondere auch

Jün­gers

Hörstück

Mut­ter­tags­fei­er oder die Zer­stü­cke­lung des weib­li­chen Kör­pers

(1984), das auf Texten Jelineks basiert, und das unrealisiert gebliebene gemeinsame Projekt Es brennt die Labsal vielleicht nicht mehr ganz so hell wie früher .

 

Die Ortlosigkeit der Frauen und ihre verzweifelten Versuche, in dieser Ortlosigkeit Antennen auszufahren, Anker auszuwerfen, um sich irgendwo festmachen zu können. Dieses Nichts, das nicht spricht, und von dem niemand spricht, wenn es sich nicht selbst zu sprechen entschließt. Dieses kulturelle Schwarze Loch namens Patriarchat, das die Leistungen der Frauen auf Nimmerwiedersehen verschluckt, und dafür pausenlos gebügelte Hemden, entfernten Schmutz, unzählige Mahlzeiten – alles sehr vergängliche Güter, denn Hemd wie Wohnung werden sofort wieder schmutzig, und die Mahlzeiten werden gegessen – ausspuckt diesem Schwarzen Loch wird man die Leistungen von Künstlerinnen entreißen müssen und ich schreibe hier darüber. Aber das Werk würde dableiben, auch ohne mich.

Patricia Jünger sagt selbst von sich: „Die heutige Tendenz der sogenannten Avantgarde geht mehr und mehr wieder in Richtung l’art pour l’art. Ich aber glaube nach wie vor und immer mehr an die Notwendigkeit einer engagierten Kunst, die ihre Form nutzt, Probleme – insbesondere die der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen – zur Sprache zum Klingen bringen.“

aus: Elfriede Jelinek: Die Komponistin. Über Patricia Jünger . In: Emma 6/1987, S. 33-36, S. 34.

Mehr unter Patricia Jünger

Essayistische Texte, Reden und Statements