Die Ortlosigkeit der Frauen und ihre verzweifelten Versuche, in dieser Ortlosigkeit Antennen auszufahren, Anker auszuwerfen,
um sich irgendwo festmachen zu können. Dieses Nichts, das nicht spricht, und von dem niemand spricht, wenn es sich nicht selbst
zu sprechen entschließt. Dieses kulturelle Schwarze Loch namens Patriarchat, das die Leistungen der Frauen auf Nimmerwiedersehen
verschluckt, und dafür pausenlos gebügelte Hemden, entfernten Schmutz, unzählige Mahlzeiten – alles sehr vergängliche Güter,
denn Hemd wie Wohnung werden sofort wieder schmutzig, und die Mahlzeiten werden gegessen – ausspuckt diesem Schwarzen Loch wird
man die Leistungen von Künstlerinnen entreißen müssen und ich schreibe hier darüber. Aber das Werk würde dableiben, auch ohne mich.
Patricia Jünger sagt selbst von sich: „Die heutige Tendenz der sogenannten Avantgarde geht mehr und mehr wieder in Richtung l’art pour l’art.
Ich aber glaube nach wie vor und immer mehr an die Notwendigkeit einer engagierten Kunst, die ihre Form nutzt, Probleme – insbesondere die
der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen – zur Sprache zum Klingen bringen.“
aus: Elfriede Jelinek: Die Komponistin. Über Patricia Jünger .
In: Emma 6/1987, S. 33-36, S. 34.
Porträt
Patricia Jüngers
; thematisiert werden neben
Jüngers
Werk, das sich u.a. mit der Unterdrückung der
Frau
auseinandersetzt, insbesondere auch
Jüngers
Hörstück
Muttertagsfeier oder die Zerstückelung des weiblichen Körpers
(1984), das auf Texten Jelineks basiert, und das unrealisiert gebliebene gemeinsame Projekt Es brennt die Labsal vielleicht nicht mehr ganz so hell wie früher .