Gespensterfilme sind Berührungen, denn wir Zuschauer wollen ja, daß uns was geschieht, nicht daß wir nur einfach etwas anschauen. Wir müssen sehen und auch wieder nicht (wie oft habe ich zwischen den Fingern dann doch durchgelugt, das gilt aber nicht!), aber auch wenn wir nicht hinzusehen wagen – was wir sehen sollen, ist trotzdem DA! Und öffnen wir, zögernd, weil wir denken, das Schreckliche wäre schon vorbei, dann doch die Augen, so schwebt die Vision des Grauens, wie das bekannte, strahlende Auge Gottes (natürlich heißt in Wien ein Kino so!) plötzlich über uns.
aus: Elfriede Jelinek: Die weiße Frau und der Fluß . In: Der Standard (Album), 24.2.1995.
Über den Film Carnival of Souls (Regie:
Herk Harvey
, 1962) (
Untote
); der Erstdruck ist Teil 8 der Standard -Reihe 100 Jahre Kino .