Bei Barbara aber habe ich nie dieses Gefühl der Verengung gehabt, immer eins der
Weite. Sie weiß und kann so viel, Sprachen und alles, schreiben sowieso, und sie
kann Pflanzen ziehen und erziehen (auch etwas, worum ich sie beneide. Ich brauche
eine Pflanze nur liebevoll anschauen, schon geht sie ein), es wäre schön, wenn ich
auch da von ihr lernen könnte. Diese Weite, ja, dieses Überspringen der Welt und
von allem, was einen umgibt (Natur!), das kann man eben leider nicht nachholen,
wenn man es nicht früh gelernt hat, und wenn man es zu spät gerlernt hat, oft auch
nicht. Barbara Frischmuth ist eine Autorin, deren Arbeit und Leben etwas Wesenhaftes
hat. Sie verbiegt nichts, nicht einmal, wenn sie Fabelgeschöpfe aus dem See erfindet.
Und die verbiegt sich nicht.
aus: Elfriede Jelinek: Gegenden, umgebend. Bitte nicht umräumen.
In: Babka, Anna / Clar, Peter (Hg.): Im Lie-gen ist der Horizont immer so weit weg. Grenzüberschreitungen bei Barbara Frischmuth. Wien: Sonderzahl 2016, S. 47-48, S. 47.
Über
Barbara Frischmuth
als Person und über ihr literarisches Werk (insbesondere über das Motiv der
Natur
) anlässlich ihres 75. Geburtstags.