Beckett ist für mich der Autor der radikalen Reduktion. Das macht ihn zu einem
sehr männlichen Autor, denn die Souveränität, etwas wegzunehmen, indem man
erschafft, hat die Frau nicht und bekommt sie auch nicht. Im Dunkel im Dreck etwas
wegnehmen als ein nicht-reinigender Vorgang, sondern einfach als ein Vorgang,
das könnte es sein – denn es wird weder Dunkel noch Dreck weggeräumt. Als ob
der Dichter Vergangenes und Orte, wo er nie gewesen ist wie eine „schlecht geleerte
von mir weggeworfene Büchse“, die alles ist, was man erhoffen kann, auch noch
komprimieren, zusammendrücken würde, aber nachdem er sie weggeworfen hat.
Er muß sie dafür nicht eigens nochmal aufheben, denn aufgehoben kann sowieso
nichts werden. Es, das ausgesprochen ist, wird schon komprimiert, bevor das Nicht
Komprimierte überhaupt dargeboten wird.
aus: Elfriede Jelinek: o. T.
In: Die Welt, 8.4.2006.
Aus Anlass des 100. Geburtstags von
Samuel Beckett
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Beckett
wäre ein Autor der „radikalen Reduktion“.