o. T. (Essay 2006; über Samuel Beckett)

Abdrucke

auch in:

 

Aus Anlass des 100. Geburtstags von

Sa­mu­el Be­ckett

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Be­ckett

wäre ein Autor der „radikalen Reduktion“.

 

Beckett ist für mich der Autor der radikalen Reduktion. Das macht ihn zu einem sehr männlichen Autor, denn die Souveränität, etwas wegzunehmen, indem man erschafft, hat die Frau nicht und bekommt sie auch nicht. Im Dunkel im Dreck etwas wegnehmen als ein nicht-reinigender Vorgang, sondern einfach als ein Vorgang, das könnte es sein – denn es wird weder Dunkel noch Dreck weggeräumt. Als ob der Dichter Vergangenes und Orte, wo er nie gewesen ist wie eine „schlecht geleerte von mir weggeworfene Büchse“, die alles ist, was man erhoffen kann, auch noch komprimieren, zusammendrücken würde, aber nachdem er sie weggeworfen hat. Er muß sie dafür nicht eigens nochmal aufheben, denn aufgehoben kann sowieso nichts werden. Es, das ausgesprochen ist, wird schon komprimiert, bevor das Nicht Komprimierte überhaupt dargeboten wird.

aus: Elfriede Jelinek: o. T. In: Die Welt, 8.4.2006.

Übersetzungen

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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