Aber jetzt bin ich mir, was das Vergessen betrifft, nicht mehr so sicher. Ich sehe, wenn ich mich nicht irre,
kein Theater, das Gerts Stücke derzeit spielt. Und je mehr Zeit vergeht, je länger er unter seinen Augenlidern
nicht mehr voraus- und auch nicht mehr zurückschauen kann, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er nicht doch was sieht,
denn so viel war, kann jetzt nicht mehr nichts sein, während der Fluß seiner Sprache also nicht austrocknet,
aber gestockt ist, desto weniger sehe ich an den Orten sich abspielen, wo er einmal gespielt worden ist.
aus: Elfriede Jelinek: 70er Jonke .
In: Die Brücke. Kärnten Kunst Kultur 2/2016, S. 42.
Verfasst für eine Gedenkveranstaltung, die am 6.2.2016 aus Anlass von
Gert Jonkes
70. Geburtstags stattfand, organisiert vom Klagenfurter Ensemble in Kooperation mit dem Robert Musil-Institut und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ausgehend von einem Zitat aus ihrem Nachruf für
Jonke
Allzu schneller Rücklauf
(2009)
Essays
über
Jonkes
Spracharbeit sowie ihr Bedauern, dass
Jonkes
Theaterstücke immer weniger gespielt würden. Jelineks Text wurde gemeinsam mit ihrem Nachruf
Allzu schneller Rücklauf
von
Klaudia Reichenbacher
verlesen.