währenddessen werden von den ordnern willkürlich personen (die erste person ist
im einverständnis mit uns und spielt den erschreckten) mit gewalt aus dem raum
entfernt. (ebenenwechsel: orgasmen durch lautspr.): geleitet von je einem adjustierten
ordner begeben sich a und e von der bühne ins publikum: aramis nähert sich einer
geeigneten frau und wird zärtlich während elfriede dasselbe mit einem mann macht.
der ordner schützt beide handgreiflich vor der willkür des publikums. keiner darf
seinen platz verlassen oder den saal. (durchsage durch lautsprecher). während der
waschaktion ist nur die bühne mit scheinwerfern beleuchtet. Wenn sich a und e ins
publikum begeben wird licht eingeschaltet und alles ist taghell. der ordner verhindert
jeden übergriff auf d. akteure. hinter a und e treten je ein ordner die die zivilkleider
der beiden tragen und ihnen überreichen. a und e ziehen sich im publikum wieder an.
sie nehmen je eine gasmaske unter den arm und begeben sich wieder auf die bühne.
(tonbandmontage: bewahren sie ruhe bleiben sie auf ihren plätzen etc.)
feierlich setzen beide die gasmasken auf. eine flasche buttersäure wird langsam entleert.
(Text: es stinkt hier....) das licht wird abgedreht. die ordner decken den rückzug
von a und e. sie verlassen auch den raum und sperren das publikum ein. lichtausfall.
irrsinnig laute geräuschmontagen! totaler terror der auf das publikum ausgeübt wird.
aus: Elfriede Jelinek: rotwäsche . Typoskript. (Schluss)
rotwäsche entstand im Kontext von Jelineks Aktivitäten in der 1968er-Bewegung. Zusammen mit dem Komponisten
Wilhelm Zobl
plante sie in dieser Zeit politisch-künstlerische Aktionen. Das Aktionsstück rotwäsche , das sie in Zusammenarbeit mit
Zobl
konzipierte, sah die Mitwirkung Jelineks und des Malers
Aramis
vor und sollte von einer Tonbandcollage begleitet werden. Es war für einen Underground-Keller bei Stuttgart geplant, blieb jedoch unrealisiert.
Der Text weist durchgängige Kleinschreibung auf und besteht ausschließlich aus Szenenanweisungen: Neben elfriede und aramis, die sich zu Beginn im Publikumsraum befinden und mit den ZuschauerInnen sprechen sollen, sind auch „ordner aus tübingen“, die die Bühne bewachen und die Ausgänge besetzen sollen, sowie ein eingeweihtes „opfer“ bei der Aktion vorgesehen. Zahlreiche Requisiten und eine Waschkugel sollen sich auf der Bühne befinden. Die Bühne soll mit Stacheldraht vom Publikum abgeschirmt werden. Im Zuge der Aktion sollen die Kleider von elfriede und aramis in roter Farblauge gewaschen, Gegenstände (Binden, Präservative etc.) ins Publikum geworfen und Personen von den „ordnern“ mit
Gewalt
aus dem Zuschauerraum entfernt werden. Abschließend sollen elfriede und aramis den Raum verlassen, nachdem eine Flasche Buttersäure entleert wurde. Das Publikum soll eingesperrt und dem Gestank und lauten Geräuschmontagen vom Tonband ausgesetzt werden.
Bei der ersten und bislang einzigen Aufführung, die 2008
Eva Brenner
inszenierte, wurden die Szenenanweisungen nicht umgesetzt, sondern gelesen, während eine Leinwand mit roter Farbe bemalt wurde.