Rund, handlich, einfach zum Reinbeißen – so will man hierzulande Mozart

Abdrucke

auch in:

 

In einem Gastkommentar für Die Presse vom 17.11.1995 kritisierte

Hans Lan­des­mann

das kunstfeindliche Klima in Österreich. Besonders wies er auf die problematische finanzielle Lage der österreichischen KünstlerInnen (

Künst­ler

,

Künst­le­rin

;

Kul­tur­po­li­tik

) hin. Jelinek reagierte auf den Text mit diesem Beitrag und bezieht sich darin auf die Situation der Komponistin

Ol­ga Neu­wirth

.

 

Ich weiß nicht, aber ich glaube, es ist eine wesentliche Aufgabe dieses Staates, gerade ungesicherte neue Kunst zu fördern. Es geht ja nicht um Almosen, die man den Künstlerinnen und Künstlern zuwirft wie dressierten Seehunden, es geht nur um einen Anstoß. Fahren können sie dann schon von allein. Es muß ihnen überhaupt erst ermöglicht werden, ihr Werk zu schaffen. Zum Beispiel könnte der Staat einen Vorschuß auszahlen. Man muß den Leuten ja nichts schenken, obwohl es natürlich schön wäre, täte man es. Ich weiß nicht, ob ich recht habe, aber der Ruf unseres Landes beruht wohl weniger auf den Qualitäten seiner Fußballspieler und Politiker, sondern auf den Künstlerinnen und Künstlern und dem, was sie hervorbringen.

aus: Elfriede Jelinek: Rund, handlich, einfach zum Reinbeißen – so will man hierzulande Mozart . In: Die Presse, 1.12.1995.

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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