Die Wissenschaft, die Universität, ist das Fremde, in das viele eingelassen werden, das viele für sich nutzen wollen.
Doch sie läßt sich nicht auf jeden ein. Nicht ganz so viele sind berufen, noch weniger sind auserwählt. Auf Frauen,
die Kinder der Gesellschaft (das sind sie ja lange gewesen, unmündig, hilflos gehalten, unter Kuratel ihrer Vorgesetzten in der Familie),
hat sie lange nicht reagiert, die Wissenschaft. Die konnten an ihre Tür klopfen, bis ihnen die blutigen Hände abgefallen sind.
Später wurden sie, falls sie ein Doktorat, eine Habilitation geschafft hatten, fortgeschafft ins Irrenhaus, wie die erste Jus-Dozentin der Schweiz,
Emilie Kempin-Spyri (eine Nichte der Verfasserin der lieben Heidi) oder ins Ghetto Theresienstadt, wie Elise Richter,
die berühmte österreichische Romanistin, die gemeinsam mit ihrer Schwester dort der Vernichtung zugeführt wurde
aus: Elfriede Jelinek: Schlüsselgewalt . Wien: Universität Wien (AG UniFrauenJubel) 2015.
Verfasst für die 650-Jahr-Jubiläum der Universität Wien im Auftrag der AG UniFrauenJubel über den langen Ausschluss und die fehlende Sichtbarkeit von Frauen (
Frau
) in der Wissenschaft. Der Text wurde am 10.6.2015 bei der Veranstaltung der AG UniFRauenJubel Frauen fragen: Warum erst 1897? (im Rahmen des Schwerpunkts Gendergerechtigkeit im Jubiläumsjahr) im Arkadenhof der Universität Wien als Sprechchor mit Frauen realisiert (Leitung:
Gabriella Hauch
,
Renée Schroeder
). Die Broschüre mit dem Essay (in einer Auflage von 5.000 Stück) wurde danach gratis verteilt.
BERICHTE ZUR SPRECHCHOR-REALISIERUNG:
freu
:
„Die Wissenschaft ist das Fremde“. http://diestandard.at/2000017304501/Die-Wissenschaft- ist-das-Fremde (15.6.2015)(= Website von Der Standard ).
Redaktion
:
Frauenjubel im Arkadenhof. http://medienportal.univie.ac.at/uniview/uniblicke/detailansicht/ artikel/frauenjubel-im-arkadenhof/ (15.6.2015)(= Medienportal der Universität Wien).