Trigger your text (1993)

 

Zur Installation

„Trig­ger your text“ – „Wol­ken. Heim“

; Beschreibung des Installationsaufbaus und der Funktionsweise sowie über neue Formen der Literaturvermittelung mit neuen Technologien.

 

Zwei 3m hohe, geschwungene Silhouettenformen stehen als Pendants zueinander versetzt im Raum. Während die hintere Form an der Wand lehnt, ist die vordere freistehend platziert. Die beiden gedrungenen Aluminiumfigurinen sind mit einer empfindlichen, orange-roten Polyamidbeschichtung überzogen, die durch elektrostatische Beflockung aufgetragen wurde. Die scherenschnittartigen Gebilde wecken die unterschiedlichsten Assoziationen von anthropomorphen Anklängen, über barocke Altarprospekte bis hin zu fernöstlichen Schreinen. Der davor aufgestellte meterhohe Zylinder, auf dem ein Bedienungshebel angebracht ist, erinnert formal an eine Kerze. Dies trägt in entscheidendem Maße zu dem hieratischen und sakralen Charakter der Installation bei.

Über den Joystick kann der Betrachter ein aggressives Videospiel, welches auf das Totschlagen virtueller Fliegen abzielt, auf einem der beiden in die Silhouettenform eingebauten Monitore steuern. Je nachdem wie mit der Fliegenklatsche umgegangen wird, gelingt es dem Spieler, eine Auswahl von drei Kapiteln aus Elfriede Jelineks Buch „Wolken. Heim“ [sic] auf dem zweiten Monitor abzurufen. Die Steigerung des Schwierigkeitsgrades ermöglicht es, in weitere Textebenen vorzudringen, die nach dem System des deutschen Idealismus aufgebaut sind – der „reinen“ Idee, der „politischen“ Idee und der „praktischen“ Idee.

„Meine Theatererfahrungen der letzten Jahre haben mich dazu gebracht, grundsätzlich über die Vermittlung von Literatur nachzudenken. Durch meine Beschäftigung mit Computerkunst, überhaupt mit den neuen elektronischen Medien, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß neue Formen der Literatur gefunden werden müssen, in denen der Rezipient von Kunst selbst auch in das Material, das ihm vermittelt wird, eingreifen können muß. Das Kunstwerk soll seine eigene Rezeption bereits enthalten! Und gleichzeitig wird der Betrachter ein Teil des Werks.“ (Elfriede Jelinek)

Elfriede Jelinek, Gottfried Hüngsberg, Hannes Franz: Trigger your text (1993) . In: Hartwanger, Georg / Iglhaut, Stefan / Rötzer, Florian (Hg.): Künstliche Spiele. München: Boer Verlag 1993, S. 306.