Über einen Fall von Zensur

Abdrucke

auch in:

 

Aus Anlass des Verbots (

Kul­tur­po­li­tik

) des Films Das Gespenst von

Her­bert Ach­tern­busch

wegen „Herabwürdigung religiöser Lehren“ und „Verächtlichmachung der Eucharistie“ in

Ös­ter­reich

(

Ka­tho­li­zis­mus

); verfasst anlässlich einer Podiumsdiskussion, veranstaltet von der IG Autoren, der Österreichischen Hochschülerschaft und der Zeitschrift

Wiener

, an der Jelinek teilnahm und bei der auch der Film gezeigt wurde. Über kritische Kunst und Zensur.

 

Selbstkritik der Kunst kann aber erst wirksam werden, wenn ein Prozeß abläuft, und zwar zwischen der Abgehobenheit des Kunstwerks von er [sic] täglichen Lebenspraxis und dem politischen Gehalt der Werke. Das wird unmöglich, wenn die Herrschenden es für nützlich halten, die Kunst in ihren Dienst zu nehmen, wie es zuletzt so beispiellos im Faschismus geschehen ist, da man den „gesunden Volkskörper“ vor Zersetzung und Fäulnis zu schützen trachtete. Und gerade die Avantgarde, ebenso wie die engagierte Kunst, hat als „entartet“ Opfer bringen müssen, denn der Faschismus hat keineswegs nur Menschen zerstört.

aus: Elfriede Jelinek: Über einen Fall von Zensur . In: Volksstimme, 29.1.1984.

Mehr unter Herbert Achternbusch