Jetzt soll also das filmische Werk Gustav Ucickys präsentiert und erforscht werden, mit Geldern der Klimt-Foundation seiner Witwe […]. Obwohl 1985 kaum jemand mein Stück „Burgtheater“ gekannt hat (es wurde nur in Bonn aufgeführt und in den „manuskripten“ abgedruckt), wenige kennen also das Stück, jeder kennt die Namen, habe ich meinen guten Namen in Österreich verloren. Ich habe Namen genannt, die jeder kennt, bloß ich sollte sie nicht kennen oder für immer schweigen oder mich für die wunderbare Schauspielkunst Paula Wesselys und Attila Hörbigers in Ucickys Film „Heimkehr“ erkenntlich zeigen oder was weiß ich, was ich erkennen sollte, jedenfalls was andres. […] Für geraubte Kunst werden Gebote abgegeben, nachdem ihre Besitzer ihr Leben abgeben mußten, es ist alles eins, die einen zahlen, die andren auch, die einen haben es ja, die andren haben es nicht mehr, ihr Leben, was solls, es ist egal, wir dürfen die Filme Gustav Ucickys sehen und darüber reden, ja, reden wir darüber, daß wir zur Vorsorge gehen müssen, um uns untersuchen zu lassen, und untersuchen wir auch selbst: Filme eines Propagandafilmregisseurs. […] Das Nachreden zu „Heimkehr“ ist noch ein Hörensagen, bald aber wird es uns hineingesagt werden, daß uns Hören und Sehen vergehen und wir in ihnen, in der eigenen Bodenlosigkeit, während die Werke Ucickys (er hat die meisten Propagandafilme von allen Regisseuren des Dritten Reichs gedreht, macht ja nichts) auf dem Boden der Tatsachen stehen, die grade wieder und immer wieder, weil sie sich ja bewährt haben, geschaffen werden.
aus: Elfriede Jelinek: Ucicky. Gefilme. http://www.elfriedejelinek.com/f-ucicky.html (21.11.2014), datiert mit 20.11.2014 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Aktuelles 2014, zum Kino).
Anlässlich der Erforschung und Präsentation von
Gustav Ucickys
Filme im Rahmen eines Symposiums und einer Retrospektive im Filmarchiv Austria (20.11.2014-11.1.2015), finanziert von der Klimt-Foundation, die
Ucickys
Witwe gegründet hatte. Sie selbst hätte aufgrund ihres Theatertextes
Burgtheater
, der auf
Ucickys
NS-Propagandafilm Heimkehr mit
Paula Wessely
(
Nationalsozialismus
) Bezug nimmt, ihren guten Namen in
Österreich
verloren. Für sie sind
Ucickys
Filme keine Kunst, sondern auch heute noch Propaganda, auch sein Nachkriegsfilm Cordula (1950, auch mit
Wessely
) der die Kriegsschuld tilgen wolle. Kritik auch am ORF (
Medien
) dafür, dass immer noch alte Nazi-Filme wie Familie Buchholz (1943) gezeigt würden.