Robert(zu Malingear): Und Mademoiselle Emmeline hat mit diesem Frédéric wohl
auch nichts am Hut, was?
Malingear: Aber nein, kein bisschen... das heißt, sie hatte ihn vielleicht ganz gern,
das will ich nicht in Abrede stellen, aber...
Robert: Aber was macht das schon... nicht wahr?
Malingear: Also erlauben Sie... das habe ich nicht gesagt...
Robert: Ach was, ich erlaube gar nichts!... Ihr seid nichts als ein paar aufgeblasene
Hornochsen!
Malingear: Monsieur!
Ratinois: Onkel!...
Robert: Ha! Seit einer Viertelstunde halte ich schon an mich, aber jetzt ist Schluß!...
Seit vierzehn Tagen versucht ihr euch gegenseitig ein X für ein U vorzumachen und
euch zu belügen und zu betrügen...
Beide: Wie bitte?...
Robert: Jawohl, zu betrügen!... Ihr versprecht euch irgendwelche Mitgiften, die ihr
gar nicht aufbringen könnt... Stimmt’s oder hab ich recht?... Ihr treibt euch
gegenseitig in einen Luxus hinein, den ihr euch überhaupt nicht leisten könnt...
Ratinois: Aber...
Robert: Kein aber!... Ich hab mit deinem Personal geplaudert... Wenn ich was
wissen will, plaudere ich mit dem Personal... das ist so meine Methode.
aus: Eugène Labiche: Um die Wette . Ü: Elfriede Jelinek. Typoskript 1988.
Jelinek erstellte die Übersetzung 1988. Die Autorin wählte für ihre Übersetzung den Titel Der Bewerb oder Sand für die Augen . Dieser Titel wurde vom
Verlag Ute Nyssen & J. Bansemer
durch den Titel Ein X für ein U ersetzt. Seit der Übernahme der Vertretung der Theatertexte durch den
Rowohlt Theater Verlag
(1999) wird das Stück unter dem Titel Um die Wette geführt.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die gegenseitigen Täuschungsversuche von Madame Malingear und Madame Ratinois mit dem Zweck, die Mitgift für ihre Kinder in die Höhe zu treiben und Vorteile für die eigene
Familie
herauszuholen.
Christoph Marthaler
verwendete für seine Produktion Das Weiße vom Ei (Une île flottante) am
Theater Basel
(2013) eine gekürzte Fassung von Jelineks Übersetzung sowie Passagen aus
Labiches
Un mouton à l’entresol (in der Übersetzung von
Jürg Laederach
) und Les suites d’un premier lit (in der Übersetzung von
Renate Gehlen
und
Brita Subklew
),
Gustav Meyrinks
Sammlung Des deutschen Spießers Wunderhorn ,
Lewis Carrolls
Jabberwocky und
Gert Jonkes
Die versunkene Kathedrale .