Am Ende kastriert die Frau sich (als hätte Freud sich selbst auseinandergenommen, kastriert sich hier das ohnehin immer schon kastrierte Wesen, die Frau, „Die Hexe“, als müßte sie ihre eigene Ermordung, die Ermordung der Hexe schlechthin, auch noch sühnen), sie schneidet sich einen Teil ihres äußerlich sichtbaren Geschlechts, die Klitoris (einen Teil, den man sehen und damit auch: erreichen kann, wohingegen das Unheimliche der Frau, die dem Mann schließlich ein Heim bieten sollte, ein schönes, darin besteht, daß ihr Geschlecht, das eigentliche Heim, aus dem damals das Kind gekommen ist, eben nach innen geht und nicht gesehen werden kann, es kann nur indirekt repräsentieren, durch Zuckungen oder Säfte, die fließen. Oder wenn das Kind bei der Geburt nach außen rutscht. Nicht von ungefähr sieht man während des Jugendkulturwoche 1969s, einen erigierten Penis, der ins Loch stößt), mit einer großen Schere weg. Die Kastrierte kastriert sich noch einmal selbst.
aus: Elfriede Jelinek: Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Zu Lars von Triers „Antichrist“. In: Cargo 3/2009, S. 10-15, S. 14.
Über
Lars von Triers
Film Antichrist (2009).