Ähnlich wie bei der in ihrer scheinbaren Selbstgewißheit doch gleichzeitig dem Zuhörer buchstäblich unter den Händen zerbrechenden Rustikalität Mahlers
(die aber andre Ursprünge hat, vielleicht die Brüchigkeit der bürgerlichen Klasse und die Verweigerung, den Juden je zu integrieren), sind auch diese
Schubertiaden-Volksweisen nicht dazu da, daß man in ihnen zuhause ist, weil man sie so oder so ähnlich schon oft gehört hat und daher mitsingen kann.
Im Gegenteil, diese Komponisten des brüchigen Bodens, den sie doch immer wieder beschwören – es ist der sogenannte Heimatboden, der unsicherste von allen also,
weil natürlich jeder ausgerechnet von ihm Tragfähigkeit erwartet – schreiben über das, worauf sie gewachsen sind, um sich zu vergewissern, überhaupt da zu sein,
und dabei fällt es ihnen unter den Füßen ins Nichts; [...].
aus: Elfriede Jelinek: Ungebärdige Wege, zu spätes Begehen .
In: Zens, Herwig: Zens. Wien: Holzhausen 1998 (= Holzhausens Kunst der Zeit 5), S. 9-12, S. 9.
Über
Franz Schubert
als Komponist des „unsicheren Bodens“; Vergleich mit der Musik
Gustav Mahlers
. „Das, was fehlt, ist die Hauptsache, und es ist nicht etwas ausgespart, sondern gerade, daß es fehlt, macht es ja aus“. Die ZuhörerInnen hätten das Gefühl, sich selber enteignet zu werden;
Schuberts
Musik sei die „nichtsgewisseste“ Musik, die sie kennt.