Die deutsche Sprache hat keine Rechtschreibreform nötig,
schon gar nicht diese vollständig mißratene,
und sie braucht auch keine Schriftsprachkammer,
die den Kultuswarten der Länderregierungen unverbindliche Vorschläge
zur behutsamen Anpassung des von seinen Autoren (hier tatsächlich getrennt zu schreiben:)
so genannten amtlichen Regelwerks an die grammatische Realität macht.
Und wir können, wir dürfen uns an dieser bürokratischen Anmaßung nicht beteiligen,
weil die Einladung an uns nur dazu dient, uns und unsere Vereinigungen zu kompromittieren.
Wir, jedenfalls die allermeisten von uns, sind keine Mitmacher dieser Reform.
Wir sind nicht irgendwelchen Autoritäten, die uns etwas „vorschreiben“ wollen,
hörig, und wir sind auch nicht auf Kompromißsuche.
Zweitbeste Lösungen sind nicht unsere Sache,
weil wir Perfektionisten der Sprache sind.
aus: Elfriede Jelinek: Wir sind keine Mitmacher . In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.19.2004.
Offener Brief an ihre KollegInnen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, in dem sie zum Boykott des geplanten Rates für deutsche Rechtschreibung aufruft. Dass auch zwei ihrer Schriftsteller-Kollegen zum Rat eingeladen wurden, sieht sie als Strategie, um diese „einwickeln“ zu können.