Das, was überall sein könnte, in den Herzen von Städten, kann auch hier sein, doch was hier ist, kann nicht überall geschehen.
Und hier ist es auch schon. Es wächst der Unmut in den und um die Dörfer, sie sind einmal geholt worden und werden es nie wieder,
das ahnen sie. Sie wollen aufbewahrt werden, ein für allemal, und die beiden Zauberer/Engel, körperlos in ihren Körpern
(das ist mehr als untot in schwer angeschlagenen, angekratzten Körpern), die bewahren sie auch prompt auf, dafür sind sie ja gekommen.
Das sehen sie als ihre Aufgabe. Es ist für eine Ewigkeit, die den Nachteil hat, daß man nicht weiß, wie lang sie dauern wird.
Die Berge wurden von Pavol und Kelly entborgen (auch so ein Heidegger-Wort, aber er war eben der Bergfex, der sich auskennt,
wenn es einem zu hoch wird und das Denken ohnmächtig vom Sprissel fällt), und schon, da sie aufbewahrt sind, werden sie bereits wieder entbehrt,
denn: so schön wie hier auf diesen schmalen Zelluloid-, nein, Acetatstreifen (666 Super-8-Rollen!) werden sie nie wieder sein.
aus: Elfriede Jelinek: Gehen Sie nicht zu ihnen, die Engel kommen jetzt her!
In: Peternell, Andreas R. / Philipp, Claus (Hg.): Die Untoten von Neuberg. In: Peternell, Andreas R. / Philipp, Claus (Hg.): Die Untoten von Neuberg. Wien: Styria 2019, S. 18-21.
Essay als Dank an
Kelly Copper
und
Pavol Liška
(Nature Theater of Oklahoma), die beim steirischen herbst 2017 die Performance
Die Kinder der Toten – Der große Dreh
inszenierten, aus der die filmische Adaption
Die Kinder der Toten
(2019) des Romans
Die Kinder der Toten
(1995) [ BFilme] entstand; über die Auseinandersetzung
Coppers
und
Liškas
mit den Bergen und der Landschaft (
Natur
), die von ihnen „entborgen“ worden seien.