Das Literarische Quartett (10.3.1989)

Nachweis

Das Literarische Quartett .

3sat

,

10.3.1989

. (TeilnehmerInnen:

Mar­cel Reich-Ra­ni­cki

,

Sig­rid Löff­ler

,

Hell­muth Ka­ra­sek

,

Jür­gen Bu­sche

)

.

Auszüge und Berichte:

  • Bu­sche, Jür­gen

    /

    Tret­tin, Kä­the

    :

    Keine Lust für niemand? – „Lust“ aus der Perspektive der Käthe Trettin und des Jürgen Busche. Auszüge aus dem Streit über Jelineks „Lust“ im „Literarischen Quartett“, der kuriosesten Show des ZDF. Protagonisten: Marcel Reich-Ranicki, Sigrid Löffler, Hellmuth Karasek, Jürgen Busche. In: Pflasterstrand 311 (

    1989

    ), S. 37-39

    .

  • N. N.

    :

    Humorlos. In: Emma 6/

    1989

    , S. 9

    .

  • N. N.

    :

    Literarisches Quartett am 10.3.1989 mit Jürgen Busche zu Elfriede Jelineks „Lust“. In:

    Rei­chen­ber­ger, Ste­phan

    :

    ... und alle Fragen offen. Das Beste aus dem Literarischen Quartett.

    Mün­chen

    :

    Hey­ne

    2000

    , S. 55-69

    .

Mitschnitt:

zu sehen auf:

 

Aus Anlass des Erscheinens des Romans

Lust

; Diskussion über den Roman, Kontroverse über Jelineks

Schreib­ver­fah­ren

und die Darstellung von

Se­xua­li­tät

in Lust.

 

Löffler: [...] Der Text ist unglaublich kompakt gebaut. Sie schreibt ja gleichzeitig auf drei Ebenen, mindestens. Also, auf der einen Seite geht es um die Sexualität und um die Fragmentisierung der Frau in der Sexualität und um den pornografischen Blick des Mannes auf die Frau, gleichzeitig beschreibt sie doch auch die politische Situation in diesem Tal, es ist bitte die österreichische Provinz [...]. Es ist ein Wintersportort, in dem Geld gemacht wird durchs Skifahren, es ist gleichzeitig auch diese Fabrik da, der einzige große Arbeitgeber, die Angst vor Arbeitslosigkeit, alles das, kann sie aber im gleichen Erzählzusammenhang sichtbar und spürbar machen. Dieser Text ist von einer unglaublichen Kunstfertigkeit. [...]

Reich-Ranicki: [...] Sie haben vollkommen Recht. Das Buch ist mit großer Kunstfertigkeit geschrieben. Es ist absurd, die Kunstfertigkeit als ein Argument gegen die Autorin zu verwenden. Mir geht es um was ganz anderes: dass diese Kunstfertigkeit unentwegt im Dienste der Darstellung des Ekels, des Widerlichen, des Stinkenden steht. 300 Seiten muss ich das lesen. Ich finde, es ist ein weit überzogenes Buch im Vergleich zur Substanz, zu dieser feministischen, wie Sie sagten, Substanz, es ist das Buch um die Hälfte zu lang. Allein, es beweist, dass die Autorin vorzüglich schreiben kann.

Karasek: Eine Frage Marcel: Sollte im zweiten Teil eine Symphonie der erotischen Freuden folgen?

Reich-Ranicki: Das ist eine irrsinnige Unterstellung.

Löffler: Meine Herren, bitte, jetzt sind wir aber wirklich beim Punkt. Kunst muss also letztendlich irgendeine Art von Erbauung, Freude bereiten? Es darf nicht widerwärtig sein? Es darf nicht das Ekelhafte zeigen?

aus: N. N.: Literarisches Quartett am 10.3.1989 mit Jürgen Busche zu Elfriede Jelineks „Lust“. In: Reichenberger, Stephan (Hg.):... und alle Fragen offen. Das Beste aus dem Literarischen Quartett. München: Heyne 2000, S. 66-67.