Elfriede Jelinek

Nachweis

 

Über die österreichische Kulturlandschaft,

Schreib­tra­di­ti­on

und ihre Stellung als Autorin in

Ös­ter­reich

. Im Zusammenhang mit

Burg­thea­ter

über ihren sprachexperimentellen Ansatz und ihre

Schreib­ver­fah­ren

, die Montage von Sequenzen aus Filmen und Schauspielerbiographien sowie die Schwierigkeiten, das Stück in Österreich aufzuführen. Charakteristika der österreichischen und der deutschen Literatur werden miteinander verglichen. Ihre Texte möchte sie explizit als „politische Literatur“ (

Po­li­tik

) verstanden wissen und erläutert den feministischen Ansatz (

Fe­mi­nis­mus

) ihrer Arbeiten. Auch kurz über

No­ra

,

Cla­ra S.

und

Krank­heit oder Mo­der­ne Frau­en

.

 

Kurt Palm:Obwohl Du bereits seit Deinem 21. Lebensjahr als freischaffende Schriftstellerin tätig bist, hast Du relativ spät mit dem Schreiben von Theaterstücken begonnen.

Elfriede Jelinek: Das liegt daran, daß mich Theater auch nicht so sehr interessiert. Mich hat Film immer mehr interessiert. Aber was mich am Theater interessiert, ist, daß man doch stark mit Sprachexperimenten arbeiten kann. Das sieht man bei „Clara S.“ und auch bei „Burgtheater“. [...] Bei „Burgtheater“ zum Beispiel sind eine ganze Menge Zitate aus Schauspielerbiographien, aus Programmheften und Filmen der Nazizeit eingebaut worden. Ich habe mich da einfach an den Schneidetisch gesetzt und ganze Passagen aus Filmen dieser Zeit abgeschrieben, zum Beispiel aus „Heimkehr“, der ja der schlimmste Propagandafilm des Dritten Reiches war und in dem die Paula Wessely die Hauptrolle gespielt hat. Davon spricht natürlich heute keiner mehr, wenn Frau Wessely am Tag der offenen Tür im Burgtheater um Autogramme gebeten wird.

aus: Kurt Palm: Elfriede Jelinek. In: Palm, Kurt (Hg.): Burgtheater. Zwölfeläuten. Blut. Besuchszeit. Vier österreichische Stücke. Berlin: Henschel 1986, S. 227-233, S. 232.