Ulrich Weinzierl:Einerseits scheinen Sie sich, durch die streng wortmusikalische Struktur Ihrer Werke, dem Theater zu verweigern, andererseits schreiben Sie regelmäßig dafür. Warum?
Elfriede Jelinek: Das ist wie beim Kampf der Geschlechter: Verführung und Abstoßung. Es reizt mich und es stößt mich eben ab. Lieben tut es mich nicht, das Theater, und ich liebe es auch nicht. Aber das, was einem den meisten Widerstand entgegensetzt, reizt einen auch am meisten. Ich will nicht das Klischee bemühen, ich schriebe „gegen das Theater“, denn auch das Schreiben gegen das Theater ist ja ein Schreiben fürs Theater, aber irgendwie will ich dem Theater abtrotzen, dass es mich als Gegnerin ernst nehmen muss. Das kann aber nur an der Schnittstelle mit der Arbeit eines Regisseurs, einer Regisseurin funktionieren. Derjenige, der das dann realisiert, ist auch gleichzeitig Autor und gibt dem Theater, was des Theaters ist, fast im biblischen Sinn. [...]
Werden Sie sich Schlingensiefs „Parsifal“ in Bayreuth anschauen? Anders gefragt: Mögen Sie überhaupt Wagners Musik?
Ja, ich bin leidenschaftliche Wagnerianerin, werde es mir aber nicht anschauen, weil ich es in keinem Raum aushalten kann, sobald ich mit vielen Menschen zusammengesperrt bin, und in Bayreuth würde ich verenden.
aus: Ulrich Weinzierl: Ich bin eine Wagnerianerin. In: Die Welt, 28.2.2004.
Aus Anlass der Verleihung des
Hörspielpreises der Kriegsblinden
für
Jackie
; über
Theaterästhetik
und ihre ambivalente Haltung zum Theater, die sie als eine Mischung aus Reiz und Abstoßung bezeichnet. Begeistert äußert sie sich über
Christoph Schlingensiefs
Uraufführungsinszenierung von
Bambiland
, da er aus ihrem Text etwas völlig Neues gemacht habe. Kritik am Freispruch aller Angeklagten im Kaprun-Prozess, am
Irakkrieg
, an der gegenwärtigen
Politik
in
Österreich
,
Jörg Haider
(
Haider, Jörg
) als Landeshauptmann in Kärnten und an der Politik
Arnold Schwarzeneggers
als Gouverneur von Kalifornien (
USA
).