Der faule Denkweg

Abdrucke

auch in:

 

Über das Denken und die

Phi­lo­so­phie

in ihrem Schreiben; über die verschiedenen Wege und Unzulänglichkeiten des Denkens, über Anstrengung und Faulheit und den Unterschied zwischen selbstständigem Denken und dem parasitären Nachdenken von anderen.

 

Ich habe das Denken nicht gegründet, aber da es nun mal da ist, ziehe ich mir diesen Schuh halt auch noch an. Doch es bedeutet mir: nichts! Ich benütze es, eben wie eine Taschenlampe, die ich durch Treten zum Leuchten bringe, als Generator, als Schöpfer, der sich selber zur Eile antreibt, damit die Lampe etwas heller glüht in ihrem armseligen Glühstrumpf, in den ich meine noch armseligeren, mühsam gesparten Worte hineingeschmissen habe, die mir später völlig unkenntlich (wahrscheinlich eingeschmolzen) wieder ins Gesicht zurückgeworfen werden: Was unterstehen Sie sich! Sie sind doch keine Bettlerin! Nehmen uns die kleinen Münzen, in denen wir unser Leben in die Krankenkasse (aber krank werden wir schon von selber!) eingezahlt haben, einfach weg! Machen etwas draus, das wir nicht verstehen.

aus: Elfriede Jelinek: Der faule Denkweg. In: Die Presse (Spectrum), 9.10.2005.

Übersetzungen

Russisch

Spanisch

Ungarisch

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Essayistische Texte, Reden und Statements