[...] ein Ort, der real dagewesen ist und mir viel bedeutet hat, ist jetzt nicht mehr da,
und er ist auch nicht woanders, der Ort ist nicht versetzt worden, aber
sitzengeblieben ist er auch nicht; ich nehme eben dieses Glied aus der Stadt heraus, die jetzt
hinkt, weil ihr dieses Glied fehlt, und die ganze Stadt wird dadurch zu einem
künstlichen Gebilde, das mich entwurzelt, das mein Ich entwurzelt, obwohl ich doch eh
nie da bin, wo dieser Ort war und jetzt ist, nur eben anders: Ich bin nicht da, und
der tragende Grund ist auch verschwunden, der mir die Graz-Bezüge ermöglicht
hat, das Café WAR Graz, und so sind diese Bezüge, mit mir zusammen, entwurzelt.
aus: Elfriede Jelinek: Der verschwundene Ort . In: Kastberger, Klaus (Hg.): GRAZ. Mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern an besondere Orte der Stadt. Graz: Kleine Zeitung Edition 2018, S. 18-21, S. 19.
Text für die Anthologie zum 15-jährigen Bestehen des
Literaturhauses Graz
. Anlässlich des Jubiläums wurden AutorInnen eingeladen, einen Text über einen für sie besonderen Grazer Ort zu schreiben (
Österreich
).
Über das Café Erzherzog Johann, Jelineks Stammcafé in Graz, das aufgrund eines Supermarktes 2010 geschlossen wurde. Über die Bedeutung des Cafés für Graz und für sie persönlich (
Person
). Mit dem Verschwinden des Cafés fehle ihr auch der Bezug zu Graz.