Die Schöpfung

Petite Oratoire Filmique

Filmstill

Komposition

Idee und Musik |

Ol­ga Neu­wirth

Leitungsteam

Animation und Schnitt:

Lil­le­van

Kamera:

Mar­tin Putz

Postproduktion und Endmischung:

Chris­toph Amann

Mitwirkende

El­frie­de Je­li­nek

,

Ol­ga Neu­wirth

,

Er­win Stein­hau­er

(Die Stimme Gottes),

Ger­hard Kram­mer

(Die Stimme von Gottes Assistent),

Chris­toph F. Krutz­ler

(Gottes Arm).

Präsentationen

Abdrucke

Erstveröffentlichung:

Weiterer Abdruck:

  • Je­li­nek, El­frie­de

    :

    Mit der Zeit... (Olga Neuwirth und das Ariston). In: Programmheft der Oper Frankfurt zu Olga Neuwirths Lost Highway

    2018

    .

 

Jelinek schrieb für den Film Die Schöpfung den Text

Mit der Zeit… (Ol­ga Neu­wirth und das Aris­ton)

, in dem sie sich mit dem Phänomen von Komponieren und Zeit anhand einer Ariston-Scheibe befasst.

Ol­ga Neu­wirth

stellte aus diesem Text für den Film drei Teile zusammen. Jelinek las diese Teile für den Film ein. Weiters werden für den Film Texte aus dem Alten Testament ( Genesis ) verwendet.

Der Film Die Schöpfung war ein Auftragswerk von HIMMEL und HAYDN , dem musikalischen Programm der Pfarre Eisenstadt Oberberg. Angeregt durch das Haydn-Jahr 2009 und Haydns Oratorium Die Schöpfung entstand dieser Film, der mit Klang-/Bild-Montagen arbeitet und sich, Bezug nehmend auf eine Ariston-Scheibe, ironisch mit der Genesis und mit dem Thema der weiblichen Schöpfung (

Frau

) auseinandersetzt. Zentrales Motiv ist die Existenz der

Künst­le­rin

im

Pa­tri­ar­chat

und die Rolle der Religion bei der Etablierung und Perpetuierung patriarchaler Machtstrukturen.

Jelinek und

Ol­ga Neu­wirth

, die man, von Gott am Anfang der Welt erschaffen, schreibend bzw. komponierend sieht, stehen zugleich für Wort und

Mu­sik

und deren Verbindungsmöglichkeiten. Der künstlerische Schöpfungsakt wird dem göttlichen Schöpfungsakt gegenübergestellt. Am Ende bricht Gott das von den beiden Künstlerinnen geschaffene Werk aus Wort, Musik und den wild gewordenen Elementen mit den Worten: „Das sind die Zeugungen des Himmels und der Erde?“ ab.

 

Die Komponistin stellt sich der Zeit in den Weg, was aber nicht gelingen kann. Sie reißt der Zeit was heraus, was die nicht hergeben möchte, und die Zeit bricht sich dabei keinen Zacken aus der Krone, sie muß eh dorthin, wohin man sie zwingt. Sie muß, was sie will. Es entsteht daher: ein Ton, mehrere Töne, aus Nichts ins Nichts. Wie alle Musik: DA im Moment, aber vergeblich, weil gleich darauf wieder weg. Für einen Ton brauchen wir nämlich vieles, was wir meist nicht haben, ja, die Zeit vergeht derweil, das haben wir nun schon mehrmals festgehalten, die Zeit leider nicht, und mehrmals schon gar nicht, sonst könnte man mittels Musik die Zeit ja aufhalten, und wir würden nicht altern, anstatt daß die Musik uns schon vor der Zeit altern läßt, noch dazu wenn wir sie selber erzeugen müssen. Was für eine Mühe, da doch die Zeit ohnedies vergeht und uns Tontrümmer um die Ohren schmeißt, Schalltrümmer, da können wir machen, was wir wollen. Die Scheibe dreht sich, die Löcher werden begriffen, in die Löcher wird eingegriffen, die Zunge schwingt und singt ihr Lied. Würde die Scheibe umgekehrt gedreht werden, könnte man auch nicht bewirken, daß die Zeit ebenfalls umgekehrt abläuft. Die Zeit möchte das selber gerne wissen, sie würde das gern probieren, aber es geht nicht, denn wenn sie könnte, würde sie vor uns davonrennen. Das geht nicht. Nichts geht mehr. Die Zeit muß aus der rasenden Drehung in die Zukunft hinein erst mal in die Gegenwart zurück.

Passagen aus Jelineks Mit der Zeit… , die Olga Neuwirth zum zweiten der drei von Jelinek für den Film eingelesenen Textteile zusammenstellte.

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Drehbücher und Texte für Filme
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