Die uferlose Paranoia

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

Die uferlose Paranoia. In: News,

24.4.2008

.

 

Über

Tho­mas Pyn­chons

neuen Roman Gegen den Tag . Über den

Ka­pi­ta­lis­mus

, den

Pyn­chon

anhand der „dekadenten“ amerikanischen

Ge­sell­schaft

(

USA

) verhandelt.

 

Thomas Pynchon ist für mich der zeitgemäßeste Autor, den es gibt, denn er hat das in seinem letzten Werk vollendet, was er sich, sozusagen als Programm, immer vorgenommen hatte: den entropischen Stillstand der Welt darzustellen, indem er alles darstellt; und alles verfällt, wenn der Schreibende es hinter sich hat. Als würde dieser Autor ein endloses Garn spinnen, das sich hinter ihm wieder auflöst, obwohl es doch dableibt und man es (und sich selbst) immer weiter verstricken kann.

Gleichzeitig taucht das Verschwundene aber in aberwitzigen Verschwörungen, die den Wahnsinn Amerikas, einer dekadenten Gesellschaft, die den Keim zu ihrem Untergang längst gelegt hat, genau nachbilden, immer wieder auf, in immer wieder neuen, burlesken Verkleidungen, […], die Ausformungen der Paranoia sind uferlos, so werden sie in einer Unzahl von Figuren und Figuren von Figuren immer wieder neu erschaffen, alles echt, alles falsch.

aus: Elfriede Jelinek: Die uferlose Paranoia . In: News, 24.4.2008.

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