Ein Diagnostiker der Masse

News, 21.7.2005

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

Ein Diagnostiker der Masse. In: News,

21.7.2005

.

 

Aus Anlass des 100. Geburtstags von

Eli­as Ca­net­ti

; Bedauern darüber, dass

Ca­net­ti

nicht ausreichend gewürdigt und zu selten gespielt würde. Bewunderung seiner Arbeit, die sie in der Tradition von Wissenschaft und wichtiger DenkerInnen (

Phi­lo­so­phie

) wie

Freud

,

Marx

,

Nietz­sche

und Arendt sieht. Seine Diagnosen in Masse und Macht , seien „immer noch gültig“, von ihnen habe sie in ihren Werken, vor allem in ihrem Theatertext

Ein Sport­stück

(1998) profitiert.

 

Claudia Augustin: Sind seine Diagnosen gültig?

Elfriede Jelinek: Seine Massenerfahrungen und die Schlüsse, die er daraus gezogen hat, sind immer noch gültig. Ich habe im „Sportstück“, aber auch in anderen Texten sehr davon profitiert. Mit „Masse und Macht“ hat er eine neue literarische Form gefunden, ein Konglomerat aus Dichtung und Wissenschaft. Aber diese Verquickung einer unglaublich genauen poetischen Sprache mit Anthropologie, Ethnologie, mit Wissenschaft überhaupt, findet sich auch bei anderen Denkern, die ich gleichzeitig auch zu den den bedeutendsten Schriftstellern zählen würde, z.B. Freud, Marx, Nietzsche, Hannah Arendt. In dieser Tradition des Denker-Dichters sehe ich Canetti.

aus: Elfriede Jelinek: Ein Diagnostiker der Masse . In: News, 21.7.2005.

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