für Ernst Binder

Abdrucke

 

Aus Anlass von

Ernst M. Bin­ders

Tod; er habe in seiner Regiearbeit der Sprache anderer KünstlerInnen etwas hinzugegeben und sie so zum Sprechen gebracht;

Bin­der

sei als Schriftsteller stets unterschätzt worden.

 

Ernst hat die Sprache, nach der er süchtig war (Einar Schleef hat er aus eigener Tasche sogar Aufführungsrechte abgekauft!), die er sich in den Mund gestopft hat, um sie uns, durch einen Vorgang, den ich nicht genau benennen kann (Metamorphose? Vielleicht. Er hat ja der Sprache, die er so geliebt hat, einen Umwandlungsprozeß nicht aufgezwungen, sondern auferlegt, damit sie endlich wirklich und wahrhaftig zu sprechen beginnen konnte, das war vielleicht eine Bürde für die arme Sprache, aber nicht in dem Sinn, daß sie darunter hätte keuchen und stöhnen müssen, sondern, im Gegenteil, daß sie sich unter dieser Bürde erst aufrichten und hinausgehen konnte […].

aus: Elfriede Jelinek: für Ernst Binder . In: grazkunst. Magazin der Kunstuniversität Graz 3/2017, S.30-32, S. 30-31.

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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