Jetzt will man also die Frauen zusätzlich darauf verpflichten, ihre ansonsten gratis ohnedies geleisteten pflegerischen und betreuerischen Dienste,
als soziale Reservearmee gewissermaßen, dem Staat zur Verfügung zu stellen, dem sie diese Arbeiten, die Aufzucht der Kinder, die Pflege der Alten und Kranken,
die Regeneration des Mannes (der generell im Berufsleben natürlich immer noch mehr verdient als die Frau!) ohnedies immer schon zur Verfügung gestellt haben.
Nur soll ihnen jetzt zusätzlich noch ein wenig Lebenszeit genommen werden, den Frauen, die haben sie ja, wie jedes Witzblatt weiß, im Überfluß zu vergeben, nein:
zu verschenken! Und diese Zeit ist auch das einzige, das man den Frauen noch nehmen kann, nachdem unsre Kultur sie bisher erfolgreich daran gehindert hat,
ihre besten Fähigkeiten öffentlich geschätzt und anerkannt zu sehen.
aus: Elfriede Jelinek: Gastkommentar .
In: Wiener Revue, Mai/Juni 1994, S. 7.
Als der Wiener Bürgermeister
Helmut Zilk
1993 einen sechsmonatigen verpflichtenden Sozialdienst (
Politik
) für Mädchen vorschlägt, antwortet Jelinek mit diesem ablehnenden Beitrag.