Wenn die Kogel in der Heimat schlafen, gaffen Tiere beim Gebären. Frauen heben
müd die Hände, leer sind sie vom vielen Greifen. Glaubst doch immer, bist ganz
aussen und dann stehst du in der Mitten, wie ein Heiliger im Dunkel. Fassungslos,
wenn einer dich im Gedächtnis behält, über eine Zeit hinaus. An den Wegrändern
redens über dich, das kannst dir leicht einbilden. Ein schönes Gefühl, über eine
Brücke zu fahren, und unten strahlts aus den Lokalen vor Menschen, heller Schein!
Die Figuren strömen in die Bahnhöf, teiln sich gern auf, von Vorort zu Vorort, und
kommst über sie wie Regen, der zeitig Schuh durchnässt. Nach mir andre, aber ich
nicht nichts! Schön fahrn, gelt ja. Einzigartig schwer der Kopf vom jeden Tag den
Boden heimkehrn. Liegst übersichtlich vor dir als guter Weg. Sei jetzt zuhaus und
steh auf!
Elfriede Jelinek: Elfriede Jelinek für Patricia Jünger, 1987.
In: Programmheft zum Konzert des Collegium Musicum Zürich in der Tonhalle Zürich am 22.10.1989.
Jelinek schrieb für Heller Schein! einen kurzen Text. Heller Schein! war ein Auftragswerk des Dirigenten und Mäzens
Paul Sacher
, der auch Leiter des Collegium Musicum Zürich war. Zwischen Jelineks Text für Heller Schein! , dem ersten Absatz ihres Theatertextes
Wolken.Heim. (1988)
und dem Schluss ihres Kurzprosatextes
Begierde (Begleitperson fürein schwarzes Botin hinüber) (1986/87)
existieren Bezüge und Übereinstimmungen. Jelinek arbeitet im Text für Heller Schein! mit den Wortfeldern
Heimat
,
Frau
, Gebären (
Mutter
), Müdigkeit, Gedächtnis, Heim(-Kehr), Fahren und Zu-Hause-Sein.